Ich bezweifle, dass Online-Ablegern von Printmedien oder vom Fernsehen tatsächlich vom Dialog mit den Nutzern leben. Heise im allgemeinen und Twister im besonderen, die gern mal Anregungen aus den Foren aufnehmen und Artikel entsprechend ergänzen sind nach meinem Eindruck die Ausnahme. Wann kommt es denn mal vor, dass Online-Medien auf ein Meinungsbild, das sich in den Foren gebildet hat, eingehen? Bei SPON & Co. habe ich das nie gesehen, außer dass über "Putin-Trolle" o.ä. gejammert wird.
Mitmach-Elemente erschöpfen sich doch insbesondere bei SPON darin, dass man Fotos einsenden darf, z.B. zum Thema die verrücktesten Schilder der Welt, aus denen die Redaktion dann eine Fotostrecke bastelt (und anchließend ein Buch, mit dem sie mit fremden Beiträgen Geld machen wollen). Oder es gibt ein Online-Quiz oder ein anderes Spiel, wo man seinen Nick in den Highscore eintragen kann, wenn man alle Fragen ganz schnell richtig beantwortet hat.
Online-Redakteure sehen sich doch, genauso wie Print- oder Fernsehjournalisten, als Erklärbären der Nation, die dem Volk zu sagen haben, was Sache ist. Aus deren Sicht ist die Kommunikation im wesentlichen einseitig. Vielleicht nimmt man mal den einen oder anderen Tipp auf, aber einen Dialog gibt es nicht.
Foren gibt es nach meinem Eindruck vor allem deshalb, weil um die Jahrtausendwende Analysten und andere "Experten" was von "Community-Building", einige Jahre später dann von "Web 2.0" und ein paar weitere Jahre später von Social Trullala. Das führte dann zunächst zur Einrichtung von Foren und Webchats, vor einigen Jahren fingen dann alle an, ihre Webseiten mit Facebook-, Twitter-, Google- und noch schlimmeren Buttons zu verseuchen. Seit irgend ein Experte dem Staatsfernsehen erklärt hat, dass man mehr Social machen muss, gibt es bei Sportübertragungen Social Viewing auf den Webseiten der ARD. Das Privatfernsehen schließlich sieht in den Mitmach-Elementen auch eine Möglichkeit, Geld zu verdienen.
Wenn jetzt, wo man überall spüren kann, wie die Kriegsgefahr in Europa zunimmt, die Foren und Kommentarbereiche geradezu geflutet werden von Meinungen, die nicht dem entsprechen, was die Erklärbären dem Volk andauernd zu erklären versuchen, dann ist es nur logisch, dass diese Elemente verschwinden und sich das Mitmachen im "Mitmach-Web" auf das Online-Quiz oder Online-Sudoku und das Einsenden von kuriosen Urlaubsfotos beschränkt.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (02.09.2014 23:41).