Hierzu ein paar Fakten, die alle, die es interessiert, auch ermitteln können. Trotzdem wird der US amerikanische Krieg gegen Vietnam durch Politik und Medien immer nur als Fehler, nie als Verbrechen gesehen.
Daher noch einmal ein paar Fakten.
Grundsätzlich wurden alle Orte, aus denen US-Truppen beschossen wurden, aus der Luft bombardiert. Am meisten traf es Quang Tri, das im Durchschnitt pro km² von mehr als 3.000 Bomben getroffen wurde.
Insgesamt wurden nur 11 von 3.500 größeren Orten in Südvietnam nicht ausführlich bombardiert – im Umkehrschluss lagen 99,7% der größeren Orte Südvietnams im Fadenkreuz der US-Luftwaffe.
So ist es nicht verwunderlich, dass nicht in Nordvietnam, sondern in Südvietnam die meisten Bomben fielen. In Südvietnam wurden die US-Luftstreitkräfte noch nicht einmal durch eine schwache Luftabwehr bedroht.
Zwischen 1965 und 1973 gab es 126.615 B-52 Einsätze in Vietnam, davon die Mehrheit in Südvietnam. Wie sah ein typischer B-52 Einsatz aus? Sechs Bomber flogen in Formation und konnten so auf einer Fläche eines Rechteckes von etwa 1 km Breite und mehr als 10 km Länge alles zerstören. Allerdings wurde mit einem Drittel nur eine Minderheit der Bomben durch B-52 abgeworfen. 2/3 der Bomben gingen auf das Konto von kleineren Flugzeugen, wie der F4 „Phantom“, die in überwältigender Mehrheit in Südvietnam eingesetzt wurden.
Und dann gab es noch den Tod aus Hubschraubern. Es gab zahlreiche „Operationen“, beispielhaft sei hier die Operation „Phantom III“ des 307th Combat Aviation Batallion genannt, die zwischen Januar und Oktober 1969 im Mekongdelta durchgeführt wurde. Hier wurden in 862 Einsätzen laut offiziellen US-Statistiken 13.828 Gebäude zerstört und 1.698 Menschen ermordet, meist Bauern während ihrer Feldarbeit.
Der Tod aus der Ferne kam auch durch die US-Artillerie. Alleine 1969 wurden 10.000.000 Granaten verschossen, insgesamt „verbrauchten“ alle US-Streitkräfte in Vietnam 7.500.000 t Artilleriemunition. Hierzu sollte man auch wissen, dass 90% des Artilleriefeuers nicht durch Bodentruppen angefordert und geleitet wurde, sondern routinemäßig erfolgte.
Das US-Militär nutzte Vietnam als Testgebiet für immer neue Waffen – ganz ähnlich, wie die Wehrmacht mit der Legion Condor den spanischen Bürgerkrieg zum Testen immer neuer Waffen und Strategien nutzte. Die treibende Kraft hinter der Benutzung Vietnams als Waffenlabor war General Maxwell Taylor.
Seit den 50ger Jahren entwickelte die US-Waffenindustrie immer perversere Waffen, deren ausdrückliches Ziel es war, Menschen schwer zu verwunden oder zu verstümmeln, und nicht mehr sofort zu töten. Dies, weil ein schwer Verwundeter mehr „feindliche Kräfte“, als ein Toter bindet.
So wurden bereits in dieser Zeit Geschosse entwickelt, die in sehr viele, sehr kleine und sehr schnelle Splitter explodierten. Diese kleinen, sehr schnellen Splitte konnten nur mit sehr großem Aufwand wieder aus einem Menschen herausoperiert werden.
Dazu wurden Cluster-Bomben eingesetzt, anfangs die BLU-3 "Pineapple". Die BLU-3 war ein relativ kleiner Behälter, der 250 Stahlpellets enthielt, die nach seiner Explosion in alle Richtungen mit hoher Geschwindigkeit davonflogen, vor allem um Menschen in der Umgebung zu durchlöchern. Ein B-52 Bomber konnte je Einsatz 1.000 "Pineapple" abwerfen, die 250.000 Stahlpellets enthielten.
Die wenig später eingesetzten "Guava" Cluster-Bomben CBU-24 waren noch tödlicher. Eine CBU-24 war mit 640 bis 670 BLU-26 Bomblets beladen, die jeweils 300 Stahlpellets enthielten. Je CBU-24 wurden daher fast 200.000 Stahlpellets mit hoher Geschwindigkeit an der Explosionsstelle der Bombe "verteilt". Ein B-52 Bomber konnte je Einsatz 38 CBU-24 abwerfen, die zusammen mehr als 7.500.000 Stahlpellets enthielten. Zwischen 1966 und 1971 warf die US Air Force über Vietnam alleine 285.000.000 "Guava" ab...
Ein Kriegsverbrechen war erst recht der Einsatz von Napalm, das ebenfalls ausgiebig in Vietnam eingesetzt wurde, insgesamt über 373.000 t. Wie „erfolgreich“ Napalm im Sinne ihrer Erfinder war, verdeutlichen folgende Zahlen: Nur 35% der Napalmopfer starben binnen 20 Minuten, 52% dagegen starben innerhalb von oft qualvollen Monaten und bevor die Wunden heilen konnten. Die wenigen Überlebenden waren erheblichen andauernden Schmerzen ausgesetzt und waren meist schwer verstümmelt, da Nasen, Lippen etc. oft weggebrannt waren.
Weiter wurde weißer Phosphor eingesetzt, der so lange bis auf die Kochen durchbrennt, wie Sauerstoff da ist. Alleine die US-Air-Force setzte in Vietnam 3.000.000 weiße Phosphorraketen ein.
Außerdem wurden über 7.000.000 l Herbizide – größtenteils Agent Orange – eingesetzt, wobei das Ziel oft nicht das Entlauben von Urwald, sondern das Vernichten von Ernten war. 1965 wurden 42% der Entlaubungsmitteleinsätze gegen Reisfelder geflogen! Dies hatte selbstredend Folgen. Neben der großflächigen Verseuchung der Menschen, die den Herbiziden ausgesetzt waren und die teilweise erst Jahre nach offiziellem Ende des Vietnamkrieges an Krebs starben hatte die Vernichtung von Kulturland katastrophale Wirkung auf die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung. Während Vietnam noch Anfang der 1960ger Jahre einer der größten Reiseexporteure der Welt war, musste das Land ab Mitte der 1960ger Jahre große Mengen Reis importieren.
Aber nicht nur chemisch war die US-Kriegführung total. Auch mechanisch konnten sie einiges vorzuweisen. So wurden schon in den 1960ger Jahren im großen Maßstab Planierraupen zur Zerstörung von Reisfeldern und Wäldern eingesetzt. Die „Effektivität“ der Zerstörung konnte ab 1971 mit Einführung großer Caterpillar-Maschinen noch einmal deutlich gesteigert werden. Insgesamt haben Bulldozer etwa 2% der Fläche in Vietnam „platt“ gemacht.
Die US-Truppen in Vietnam fuhren meist ohne Rücksicht und mit sehr hoher Geschwindigkeit durch Land und Städte. Falls die Vietnamesen bei herannahenden US-Fahrzeugen nicht rechtzeitig in den Straßengraben sprangen, wurden sie über den Haufen gefahren. Selbst kleinere Fahrzeuge, wie motorisierte Dreiräder waren besser beraten, US-Truppen unverzüglich die Straße freizugeben – ansonsten wurden sie von den schweren LKW einfach überfahren. Gab es einen Unfall, hielten die US-Soldaten nur sehr selten an.
Angehörige der bei Verkehrsunfällen getöteten Vietnamesen erhielten – falls sie dies nachweisen konnten, was selten genug möglich war – eine Entschädigung: 33 $ für einen Erwachsenen und 16,50 $ für ein Kind.
Aber die Vietnamesen wurden nicht nur aus Gleichgültigkeit überfahren. So gab es bei den Fahrern der schweren LKW ein Spiel, „gook-hockey“ genannt, bei dem der gewonnen hatte, der pro km die meisten Kinder überfahren konnte.
Beliebte und allgemeine übliche Souvenirs der US-Soldaten waren abgeschnittene Körperteile von toten Vietnamesen, wie Ohren, Finger und Penisse. Dies erregte bei den höheren Offizieren keinen Anstoß.
Vergewaltigungen waren bei den Patrouillen Standard, auch um den Dorfbewohnern zu zeigen, wer „der Chef“ ist. Einige Einheiten kidnappten Frauen, die dann so lange von den Soldaten der Einheit vergewaltigt wurde, bis es keinen Spaß mehr machte. Dann wurde die Frau erschossen und neue gekidnappt usw.
Die von den US-Truppen geführten Kriegsgefangenenlager entsprachen in keiner Form auch nur annähernd den Anforderungen der Genfer Konvention. Kollektive Bestrafungen, katastrophale hygienische Verhältnisse, Mangelernährung und Folter waren an der Tagesordnung. Die Gefangenen wurden meist in winzigen, fensterlosen Räumen, den sog. „Tiger-Käfigen“ untergebracht. Die typische Abmessung eines „Tiger-Käfigs“ betrug 1,5 m mal 2,7 m, wobei regulär 5 Gefangene in einem Käfig untergebracht waren.
In einem „Kriegsgefangenen“Lager wurden oft auch Zivilisten eingesperrt, die einfach zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Gerichtsverfahren oder gar Haftprüfungen gab es nicht.
Im Sommer 1970 besuchten zwei Kongressabgeordnete, William Anderson und Augusto Hawkins Vietnam und wurden versehentlich zu einem typischen Kriegsgefangenenlager geführt. Die beiden Abgeordneten waren entsetzt und verlangten Aufklärung.
Als sie von offizieller Seite nichts hörten, gaben die beiden Abgeordneten Interviews zu den Tiger-Käfigen. Die US-Regierung verkündete darauf öffentlich, dass sie neue, menschlichere Gefängnisse bauen werde, finanziert aus dem Food for Peace Programm. Eine Vorläuferfirma des allseits geschätzten Baukonzerns Halliburton bekam hierfür den Auftrag und baute ... 1 m² kleinere Zellen, als die berüchtigten Tiger-Käfige. Selbstverständlich wurden die neuen Zellen ebenfalls von fünf Häftlingen belegt.
Bereits im Vietnamkrieg führten die US-Truppen Todeslisten über missliebige Personen in Südvietnam, die als Unterstützer der NLF galten. Ziel der Mordprogramme war es, die "Vietcong-Infrastruktur" zu zerstören. Parallelen zu den heutigen Todeslisten der US-Regierung (=> "Drohnenmord") sind unübersehbar.
Im Rahmen des Programms "Phoenix" wurden alleine 1969 19.534 Personen "neutralisiert", wovon 4.832 ermordet wurden. Von den alleine 1969 fast 20.000 "neutralisierten" Personen waren aber nur 150 eindeutig als NLF-Kader identifiziert. Insgesamt wurden bis 1971 im Rahmen des "Phoenix" Programms entsprechend offiziellen US Zahlen 20.587 Menschen ermordet.
Durchgeführt wurden die Mordprogramme meist von US-Spezialeinheiten, wie die "Green Barets" oder die "Tiger Force", beides Einheiten, die heute - falls man sie benennt - eher positiv besetzt sind. Diese "Spezialkräfte" haben aber auch außerhalb des "Phoenix"-Programms offenen Mord begangen. Beispielsweise falls Gefangene, die von den Spezialkräften gefoltert wurden, als "Gefahr" eingestuft wurden - was der Regelfall war, denn alleine die Tatsache, dass die Gefolterten über die Folter durch die "Green Barets" reden konnten, stellte eine Gefahr dar.
Robert McNamara führte bei den US-Streitkräften den statistisch-mathematisch begründeten „modernen“ Krieg ein. Sein Ziel zur Kriegführung war, den „Feind“ mehr verlieren zu lassen, als er ersetzen kann. Ist dieses der Fall, wird der Krieg ob kurz oder lang gewonnen.
Um zu beurteilen, wie weit man vom (End)Sieg entfernt war, wurden zahlreiche statistische Größen eingeführt, die man auch bei den heutigen Kriegen des Westens noch kennt:
Anzahl der feindlichen Angriffe in einem Gebiet
Befriedungskoeffizient (dies erinnert doch sehr an Afghanistan und den Irak)
sowie vor allem: Body Count, d.h. die Anzahl der getöteten Feinde
Im US-amerikanischen Vietnamkrieg drehte sich schließlich alles um den Body Count. Die mittleren und unteren Frontoffiziere, die Karriere machen wollten, waren gezwungen, möglichst viele „Feinde“ zu töten. Weniger ehrgeizige Offiziere, die ihre „Quote“ nicht erfüllten, wurden bestraft und mussten häufiger auf Patrouilliere gehen oder bekamen gefährliche Aufgaben zugewiesen. Tötete man dagegen besonders viele „Feinde“, bekam man Sonderurlaub, Extra-Rationen und Auszeichnungen.
So ist es nicht verwunderlich, dass es zwischen den Einheiten regelrechte „Body Count“ Wettbewerbe gab. Die Body Count Listen waren allgegenwärtig: sie wurden in den Messen ausgehängt („kill boards“), auf den Hubschraubern notiert, überall bekam man sie zu sehen. Diese zwanghafte Manie, zur Erfüllung der Quote töten zu müssen, führte zwangsläufig dazu, massenhaft vietnamesische Zivilisten zu ermorden und als feindliche Kämpfer auszugeben. Dies zeigt auch ein damals sehr populäres Lied der 1. Cavalry Division (VC=Vietcong):
„
We shot the sick, the young, the lame
We do our best to kill and malm
Because the kills count all the same
Napalm sticks the kids.Ox cart rolling down the road
Peasants with heavy load,
They´re all VC when the bomb explode
Napalm sticks the kids
.“
Falls die Abschusszahlen zu niedrig waren, befahlen die Offiziere häufig, Gefangene ebenso zu ermorden, wie festgesetzte Zivilisten, die ohne Identitätskarte angetroffen wurden. Bei einigen Einheiten gab es so über Monate den Befehl, keine Gefangene zu machen. Unbewaffnete ermordete Zivilisten wurden dabei häufig mit Waffen drapiert, um damit zu „beweisen“, dass feindliche Kämpfer getötet wurden.
usw. usw.
Alles andere, als appetitlich. Und trotz der obigen Fakten gilt der Vietnamkrieg in unserer Öffentlichkeit nur als Fehler, nicht als Verbrechen.,