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  • Herr K.

mehr als 1000 Beiträge seit 16.01.2002

Kaufleute statt Pharmazeuten

Seit den Siebzigern ist dokumentiert, wie die Pharmaindustrie durch Marketingfuzzies zum Schaden der Patienten und der Beitragszahler (Parallelsteuer für die Pharmaindustrie) die Versorgung der Bevölkerung mit notwendigen und überflüssigen Medikamenten manipuliert. 40.000 marktgängige Pharmaprodukte bei etwa 500 anerkannten Wirkstoffen, Millionenausgaben zur - nein, natürlich nicht Bestechung - der Ärzte, eine Heerschar von Lobbyisten, um die Parlamente auf Linie zu halten. Pharmazeuten und Ärzte haben damals das Transparenz-Telegramm gegründet (heute: https://www.arznei-telegramm.de/), um einen Versuch der Aufklärung zu unternehmen. Die Industrie hat reagiert, in bester Tradition der politischen Propaganda, und den Informationsmarkt mit durch sie finanzierten Desinformationen zugeschüttet.
Forschung? Ja, gibt es. Aber nur, wenn der Markt fette Rendite verspricht. Hat jemand eine seltene Krankheit, bei denen die Industrie keine Umsätze erwartet, hat er eben Pech gehabt, für so was ist Forschung zu teuer. Ansonsten ruht man sich lieber auf den Profiten patentgeschützter Pharmaka aus und manipuliert Studien zu Wirksamkeit und Nebenwirkungen, um Zulassungen zu bekommen. Oder forscht lieber zu alten Wirkstoffen, deren Patentschutz ausgelaufen ist, wie man sie in einer anderen Zubereitungsart und für andere Indikationen (mit neuem Profitschutzrechten) zu Mondpreisen versilbern kann. Und drückt Produkte in den Markt, die Wirksamkeit in der Unternehmensbilanz entfalten, sonst aber äußerst fragwürdig sind. Und unterstützt Initiativen, die alternative Heilmethoden bekämpfen.
Merke: Nur ein kranker Mensch ist ein guter Kunde.
Den nimmt man dann mal eben zum Schutz obszöner Profit auch in Geiselhaft, um den Krankenkassen die Daumenschrauben anzulegen. Den Ärzten hat man mit der Budgetierung ja schon gezeigt, wo der Hammer hängt.
Seit den IG Farben-Werken in Auschwitz hat sich mit der Haltung zum Wohlbefinden der Menschen (siehe WHO-Definition der Gesundheit) bei der Chemieindustrie herzlich wenig verändert. Contergan? Ooops, da muss man dann eben einen Deal hinter geschlossenen Türen aushandeln, eine Stiftung gründen und Dokumentationen zu dem Thema mit geballter Justizerei verbieten lassen.
Unter dem Strich immer noch ein gutes Geschäft. Die alten Griechen wussten schon, warum Kaufleute, Händler und Diebe den gleichen Gott als Patron hatten, der natürlich auch die Nachrichten überbrachte, gell, liebe Massenmedien...

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