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  • DJ Holzbank

mehr als 1000 Beiträge seit 03.09.2011

Re: Ein paar gedanken zum Querfrontgeschwafel

edges schrieb am 22. September 2015 16:01

> 2. Wie bitte soll ein mensch, der aufgrund seiner Sozialisation,
> Bildung oder persönlicher Erfahrung eher 'rechten' denkweisen folgt,
> diese revidieren können, wenn nicht in der Diskussion/Interaktion mit
> fortschrittlichen denkenden?

Allerdings.
Eine Interaktion ist am ehesten bei gemeinsamen Protesten möglich,
bei denen der mögliche Gesprächspartner ja allein schon durch seine
Teilnahme zeigt, dass er ein echtes Problem mit der Einrichtung der
Welt, der Regierungspolitik usw. hat. Also beispielsweise bei
Protesten gegen Sozialabbau, Friedensdemonstrationen usw.
Umso mehr war ich z.B. im letzten Jahr erstaunt, wie schnell ein Teil
der Linken auf die Diffamierungskampagne gegen die Friedensmahnwachen
eingestieg bzw. diese sogar noch befeuerte, welche ja keineswegs von
parteipolitisch organisierten Rechtsextremen dominiert wurden.

Welchen Schlüsse darf man aus einem so stark ausgeprägten
Abgrenzungsbedürfnis ziehen? 
Nun, zumindest den offensichtlichen: Das Bedürfnis, unter sich zu
bleiben, übersteigt bei weitem dasjenige, tatsächlichen politischen
Einfluss auf die Verhältnisse zu nehmen, denn dafür müsste man
schließlich doch irgendwie Kontakt zu "den Massen" aufnehmen,
diskutieren, agitieren und evtl. sogar Korrekturen an eigenen
Einschätzungen vornehmen.

Dazu wiederum passt, dass ein Gutteil gerade der deutschen Linken
offen oder verklausuliert nur noch auf einen Zusammenbruch des
gesellschaftlichen status quo setzt, nicht jedoch auf dessen
Veränderbarkeit durch eigene Einflussnahme.

Hegel nannte eine solche Haltung zur Welt noch "die schöne Seele",
später sprach man von Sektierertum.

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