Das ist einfach das Ergebnis von jahrzehntelangem politisch-ökonomischem laisez-faire.
Manche Entwicklungen sind einfach strukturell bedingt sehr wahrscheinlich. Und im Kapitalismus führen offenbar alle nicht-revolutionären Wege in den Faschismus. Es ist nicht das erste und letzte mal, dass eine bürgerliche Demokratie genau diese Entwicklung durchmacht. Selbst dort wo kapitalismsuskritische Bewegungen nach den Regeln spielen und damit Erfolg haben, werden sie bestenfalls nicht mehr als Verwalter des status quo bleiben (z.B. Hollande in Frankreich oder Tsipras in Griechenland) oder gar eine 180° Wende vollziehen (z.B. rot-grün unter Schröder oder Labour unter Blair) Wer ernst macht wird notfalls vom Establishment einfach weggefegt, siehe Chile.
Die Sowjetunion wurde, unabhängig davon was sie tatsächlich war, von der herrschenden Klasse im Kapitalismus als Herausforderung wahrgenommen. Mit ihrem Zusammenbruch ist auch die Kompromissbereitschaft der Herrscher im Kapitalismus abhanden gekommen. Stattdessen wird die Bevölkerung in florierenden Zeiten mit Brot, Spielen und in Krisenzeiten mit Verschwörungstheorien, Pseudokritik und Pseudoalternativen abgespeist. Diese zumeist "neu"-rechten Bewegungen eint vor allem die Erzählung eines göttlichen oder natürlichen politisch-ökonomischen Systems, welches unter gar keinen Umständen hinterfragt oder angetastet werden darf, während für Krisen immer "die Anderen" schuld sind. Die Linken, die Juden, die Schwulen, die Frauen, die Ausländer, etc. Also eigentlich alles nicht neu.
Das ist auch der gemeinsame Nenner rechter und systemkonformer linker Strömungen: Die fehlende (oder bei linken vielmehr abhanden gekommene) Erkenntnis, dass der Kapitalismus auf Dauer niemals die Grundlage für eine humanistische, solidarische, egalitäre Gesellschaft bilden wird.