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  • Gotan

mehr als 1000 Beiträge seit 31.08.2000

Professionelle machens besser

bcpmoon schrieb am 27. März 2002 12:38

> [...] ich vermute, dass die Verluste in der Zivilbevölkerung
> geringer ausfallen, wenn es keine Amateure sind, die töten.

Ich vermute auch, dass es viel weniger Kriege (und drum auch weniger
Tote, ob Zivil oder nicht) geben wuerde, wenn die Verantwortlichen 
selbst in vorderster Front stehen muessten. Eben durch die Trennung
zwischen daheimbleibenden Entscheidungstraegern, und Befehlen 
folgenden Soldaten wird der Missbrauch dieser ganzen Maschinerie
nur leichter.

> > > oder ideologisch geführte Kriege (wohlgemerkt spreche ich hier
> > > von den Soldaten, nicht von der obersten Führung).

> > Achso, die Fuehrung darf sich Ideologie leisten, aber der Soldat,
> > der sein Leben riskiert soll gefaelligst keine Fragen stellen und
> > seinen "Job" machen.

> Ich habe mich leider unklar ausgedrückt: Die Führung wird immer
> eine Ideologie vertreten, um Kriegsziele gegenüber der Bevölkerung
> durchzusetzen. Aber ich meine damit auch Propaganda. Der Soldat
> soll in der Tat seinen Job machen [...], auch Fragen stellen 
> [...], aber ich habe Angst vor denen, die sich auf der
> Seite der Guten wähnen, denn die Töten ohne Mitleid.

Aber das tun die Amerikaner doch gerade! Niemand zaehlt die
toten Zivilisten in Afghanistan, denn es ist ja der Kampf der
Guten USA gegen die boesen Terroristen. Und ich glaube wirklich
nicht, dass ein Amerikanischer Offizier, der von daheim irgendwelche
Drohnen umherdirigiert, oder ueber Funk Soldaten herumbeordert
besonderes Mitleid empfindet. Der ist es aber, der letztlich am
Abzug sitzt, denn er entscheidet ja nun, wer beschossen wird und
wer nicht, nachdem die "Professionellen Soldaten" stur ihren
Befehlen folgen. 

Und wenn der Gegener als "militaerisches Ziel" bezeichnet wird
zeugt das auch nicht gerade von Mitleid.

> > Und wer legt die militaerischen Ziele fest? Die Fuehrung,
> > die die Welt verbessern will. Im Falle des Afghanistankrieges
> > bedeutet eine bessere Welt eine in der man eine Oel-pipeline
> > quer durch Afghanistan verlegen kann.

> Ich finde, man muss klein anfangen: Solange die Menschen
> eigennützig, verlogen und schlecht sind, werden höchst
> fragwürdige Ziele auch mit militärischen Mitteln verfolgt
> werden. Wenn das schon nicht immer zu verhindern ist, dann
> wenigstens mit möglichst wenigen Opfern.

Aber indem man eine Befehlsgehorsame Kriegsmaschinerie schafft
gibt man doch gerade einigen wenigen dieser verlogenen und
schlechten Menschen (und vermutlich mit die verlogensten und
schlechtesten, sonst waeren sie nicht dahin gekommen, wo sie sind)
die Mittel in die Hand, bei der Verfolgung ihrer Ziele moeglichst
viele Opfer zu produzieren.
 
> > > Noch einmal: Wenn schon Krieg geführt wird, welche Regeln
> > > gibt es?

> > Hinterher gelten immer die Regeln der Sieger, das ist ohnehin
> > klar. Ansonsten gibt es recht wenige Regeln, jeder tut das,
> > was er fuer noetig haelt, und wird sich kaum vom Gegner oder
> > sonst wem die Regeln vorschreiben lassen. 

> Das ist aber nicht richtig, schliesslich gibt es die Haager
> Landkriegsordnung o.ä., weil man gesehen hat, dass es eben nicht
> ganz ohne Regeln geht.

Und wenn den USA nich passt, was in derartigen Regeln ueber die
Behandlung von Kriegsgefangenen steht, dann halten sie sich eben
nicht dran. Tolle Regel.

> > Die USA erwaegen inzwischen sogar den
> > Einsatz von Atomwaffen in taktischen Situationen. 

> Müssen Sie auch. Ist vernünftig. Bevor ich geschlagen werde, hier
> die Begründung: Abschreckung funktioniert NUR, wenn man glaubhaft
> macht, dass man die Waffen auch einsetzen wird. Also muss man den
> Einsatz auch vorbereiten und vor allem diese Planungen
> herausposaunen, sonst  wirkt es nicht. Dämliches Prinzip, aber hat
> wenigstens den Krieg zwischen Ost/West nicht heiss werden lassen. 

Du hast da ein bisschen was ausgelassen: Die Abschreckung soll 
naemlich nich bewirken, dass der Gegner keinen Krieg anzettelt
(irgendwer wird das sowieso schon tun) sondern, dass der Gegner
keine Massenvernichtungswaffen einsetzt.

Durch die Vorbereitung taktischer Atomwaffen wird die Hemmschwelle
gesenkt, Atomwaffen einzusetzen und damit einen atomaren Gegenschlag
zu provozieren. Es wird mal wieder die Grenze der Waffen, die
in Kriegen einsetzbar sind, verschoben. 

Aber vielleicht kapierst du's ja, wenn die Amis in einem der
naechsten Konflikte solch eine Waffe einsetzen.


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