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Avatar von Pnyx (1)
  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

Revanchismus?

Eigentlich eine hoch erfreuliche Entwicklung. Statt eines langen Bürgerkrieges eine schnelle Entscheidung. Das schont Menschen und Infrastruktur - vorausgesetzt, es komme nicht noch jemand auf die brutal dumme Idee sich von aussen einzumischen. (Glücklicherweise hat Röttgen nichts zu sagen...) Damit steht jetzt Afghanistan das erste Mal seit über 40 Jahren komplett unter einheimischer Führung.

Bisher klingen die Mitteilungen der Sieger vernünftig, aber die eigentliche Herausforderung, den Frieden zu gewinnen, kommt nun erst. Eine funktionierende Verwaltung aufbauen, der Korruptionspegel deutlich senken, dann nach und nach einen grossen Teil der eigenen Leute demobilisieren und entweder in die neu zu schaffende nationale Armee integrieren oder ins zivile Leben. Erfahrungsgemäss ist das schwierig. Den Fanatismuspegel niedrig halten, die Bevölkerung ist all der Auseinandersetzungen leid, möchte auch mal wieder auf die Strasse ohne Angst in die Luft gesprengt zu werden oder von aggressiven Sittenwächtern drangsaliert zu werden. Man kann nur hoffen, dass die Pragmatiker unter den Taliban die Oberhand behalten.

Hätte sich die u.s.-Amerikaner vor 15 oder wenigstens 10 Jahren zurückgezogen, hätten sie dreistellige Milliardenbeträge gespart und unzählige traumatisierte Vets weniger. Vermutlich wären damals die Taliban auch noch schwächer gewesen und daher kompromissbereiter.

Nun wird der Ausgang der Angelegenheit in den usa als nationale Schmach empfunden oder zumindest medial dazu gemacht. Dies könnte fatale Auswirkungen haben, indem es Biden animieren könnte, in anderen Konflikten umso massiver draufzuhauen, um sich als oberster Kriegsherr zu beweisen. Nachdem es seiner Adminstration mit unsinnigen, von der Vorgängerregierung übernommenen Forderungen gelungen ist, den Atomvertrag mit dem Iran de facto endgültig zu killen und dieser sich daher wohl bald endgültig davon verabschieden wird, wäre eine Eskalation nicht überraschend. Nicht auszudenken, was das aufgrund vieler brennender Lunten überall für den gesamten Globus bedeuten kann.

Jedenfalls - nicht die Taliban, sondern nach wie vor die usa sind das Problem.

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