Aber auf die Leute, die hinterher Recht behalten, will ja vorher nie jemand hören...
Sehr offensichtlich ist es so, dass die Bevölkerung Afghanistans in ihrer Mehrheit keine oder höchstens wenig Abneigung gegen die Philosophie der Taliban zeigt. Die ist zwar von Religiotentum gekennzeichnet - aber welcher Staat im Wertewesten ist das nicht? Solange wir im Westen täglich Skandale aus den religiösen Institutionen entdecken, die von Nötigung über sexuellen Missbrauch und Kindesentführung bis zu Massengräbern reichen, brauchen wir anderen Völkern wohl noch keine Vorwürfe über deren spezifisches Religiotentum machen. Da haben wir vor der eigenen Haustür und unter den eigenen Teppichen noch genug zu kehren.
Der Wertewesten wird sich also dazu herablassen müssen, mit den religiösen Rebellen, die er einst (vor 40...50 Jahren) gezüchtet hatte, koexistieren zu müssen. Alle Bomben haben nach 20 Jahren Kriegsführung genau nichts am Status Quo des Landes geändert. Das Ergebnis besteht lediglich darin, dass die Taliban auf einige Jahrzehnte betont abgeneigt gegenüber den westlichen Staaten sein werden - bis sich das aus den Erinnerungen der Generationen herausgewachsen hat. So wie wir Deutschen das aus eigener Geschichte ja nur allzu gut kennen.
Wir Wertewestler werden den Afghanen ihre eigene kulturelle einschließlich religiöse Entwicklung lassen müssen. Die in vielen Elementen Vorbilder in der nicht allzu weit zurückliegenden Vergangenheit der Wertewestler hat. Welche Schmach.