Unerheblich ob das die Bertelsmann Stiftung und Co. ist oder irgendeine andere. Ausserdem sollte man auch endlich aufhören allgemein Lobbyismus mit einer negativen Konnotation zu versehen, denn das Wort heisst einfach erst mal "Interessenvertretung" und sonst nix.
Nehmen wir an die Politik würde sich im Bezug auf Lobbyismus selbst strenge Regeln festsetzen und jeder relevanten Gruppe, ob nun finanziell, personell, ressourcentechnisch, usw. gut oder schlecht aufgestellt, die gleichen Redezeiten, Anzahl Lobbyvertreter, Einfluss auf Gesetze, ... erteilen.
1. Ob nun eine besonders starke Lobby oder 10 gleich starke mit pluralistischer thematischer Aufteilung auf Politiker einreden, ändert eher wenig an seinen Idealen, Werten sowie Handlungen, falls diese sowieso schon von vornherein festgefahren sind. Schon alleine die Struktur der repräsentativen Demokratie und die Wahl der Vertreter pushen Machtmenschen in diese Strukturen und die haben oft sehr ähnliche Denkmuster.
2. So oder so würden sich die finanziell und personell stark aufgestellten Lobbies dann halt andere Kanäle suchen um Einfluss auf Volk und Politik in ihrem Sinne auszuüben. Da kann kein kleiner Umwelt- oder Tierschutzverein mithalten, Organisationen mit komplexen und alternativen Herrschafts- sowie Wirtschaftsmodellen erst recht nicht. Dafür ist das Volk selbst oft zu vorurteilsbehaftet und schlecht in diesen Themen gebildet um sich ein objektives Bild zu machen. Da bevorzugen doch viele lieber den Status Quo und wollen nur an kleinen Schräubchen drehen.
3. Die wirklich wichtigen Entscheidungen passieren oft sowieso in kleineren Runden ohne Zuschauer und Transparenz. Selbst wenn also mehr Lobbies ihre Vorstellungen äussern könnten, wird ein Politiker dann doch eher den z.B. grossen Konzernvertretern entgegen kommen, weil a) Vorteile für spätere Karriere ausserhalb der Politik und b) sonst der Konzern halt seine Lobby-/Medienmacht nutzt um entsprechenden Politiker zu diffamieren, Inkompetenz zu unterstellen, usw. also einfach politisch "kalt" stellen.
4. Wir als Volk/Wähler sind oft auch nicht besser und präferieren quasi Lobbies, die unsere Vorstellungen unterstützen und auch voran treiben wollen. Nur oft ist das auf egoistischen Motiven angetrieben und nicht zwingend aus sozialen, altruistischen, zivilisatorischen (im Sinne von Fortschritt), was auch immer Gründen. Bei uns siegt auch sehr oft die Emotion über Logik, Vernunft, Rationalität und Objektivität. Oder warum wählen wir seit 50 Jahren eigentlich immer wieder die Parteien in die Macht, die eigentlich von den wirklich grossen Themen/Nennern alle die gleichen Vorstellungen haben (auch wenn sie so tun, als wären sie so radikal unterschiedlich in ihren Positionen).
Sowas wie Bertelsmann oder andere starke Lobbies sind einfach nur ein Symptom und Spiegelbild unserer Gesellschaft, auch wenn viele das nicht wahrhaben wollen. Ihr wollt "change", dann müsst ihr euch auch trauen und z.b. mal ner richtigen Alternative eine Chance geben, die vielleicht bisher weder in Regierung noch Opposition war. Und ja, es gibt auch noch andere als Linke oder AfD. Da muss man sich aber auf den Arsch hocken und eben viel lesen, informieren, etc... Bisschen Tagesschau und Zeit lesen ist gerade mal ein Tropfen auf den heissen Stein. Ich lese fast jeden Tag 2h in Politik, informiere mich permanent über Sozial- Neuro-, Kultur-, Geschichts-, ... wissenschaften und kratze überall gerade mal an der Oberfläche. Was macht das dann aus den 90% die noch viel weniger tun? Genau, zu kratzen an der Oberfläche der Oberfläche der Oberfläche. Leider greift hier der Dunning-Kruger Effekt und viele schlecht informierte glauben sie haben den "Durchblick". Von dieser Weisheit gehe ich bei mir nicht aus, weil alleine beim Kratzen der Oberfläche merke ich erst wie wenig ich bisher weiss und was es noch alles zu wissen/lernen gäbe. Wie kann man da nur so arrogant sein und meinen die Wahrheit gepachtet zu haben.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (19.12.2016 15:55).