Die, die da jetzt am lautesten schreien, sind die bildungsgeilen Mittelschichtler, die befürchten, dass Ihre Schraatzen keine optimale Chance auf dem Arbeitsmarkt bekommen, wenn sie jetzt Lücken in Stochastik oder französischer Literatur erleiden. Es geht um "ihre Kinder" und nicht "die Kinder".
Wirklich gar nicht gemeint sind nämlich die, die sich ein Zimmer mit einem oder zwei Geschwisterkindern teilen müssen - und jetzt seit Monaten nicht rauskamen. Tagsüber arbeiten die Eltern in Einzelhandel, Logistik, Gesundheitssystem, fahren Busse - und sind froh, wenn sich die Kinder tagsüber nicht den Schädel eingeschlagen haben.
Diese ganze Schei*e wie eine Milliarde für Nachhilfe oder einmaligen Kindergeldbonus können die sich dahin stecken, wo die Sonne niemals scheint.
Die Familien der unteren Hälfte der Gesellschaft und vor allem deren Kinder, brauchen vernünftige, bezahlbare Wohnungen, gut - und insbesondere personell gut - ausgestattete Schulen; Nachmittagsbetreuungen, Mittagessen in der Schule, vernünftige Kita-Plätze, einen ÖPNV, der den Schulweg nicht zu Dienstreise macht...
Sprich: Eine Sozialpolitik, die den Vielen hilft und frei von Profitinteressen ist.
Wenn ich mich recht entsinne hat bisher niemand, außer vielleicht irgendwer von den Linken, darüber geredet, dass man Finanzierung und Organisation untenherum neu machen müsste.
Aber so eine Politik ist nicht umsonst - und siehe da: Die Steuern dürfen niemals nicht never njet erhöht werden, weil sonst alles zusammenbricht.
Die, die sich jetzt einfühlsam geben, sind die gleichen, die seit Jahrzehnten zu wenig Steuern zahlen, um die Sozialpolitik zu bezahlen, die man bräuchte, um die Bevölkerung in der Breite resilient gegen derartige Ereignisse zu machen.
Die unterfinanzierten Kommunen waren gezwungen ihre Wohnungen zu verkaufen und damit das noch besser läuft, hat man den gemeinnützigen Baugenossenschaften die steuerprivilegierte Gemeinnützigkeit genommen, um deren Verkauf zu ermöglichen und zu beschleunigen.
Tarifflucht, Schwächung der Gewerkschaft, Hartz-4, Lohndumping, Zeitarbeit, EU-Freizügigkeit haben die Löhne zerstört und sogar den Kaufkraftausgleich für das untere Drittel der Löhne verhindert.
Statt den Anteil der Ausgaben für Bildung auf ein vernünftiges Niveau zu heben, wurden die teuren Lehrer als Angestellte mit 2 Monaten Sommer-Arbeitslosikeit angestellt, die Gebäude ließ man verrotten, die Unis hat man im Bologna-Prozess verschlankt und abhängig von Industriegeldern gemacht. Und damit das nicht auffällt, hat man die Bullshit-Lehrgänge, mit denen man die Arbeitslosen quält, als Bildungsausgaben deklariert, damit's nicht ganz so armselig aussieht.
Die Mittelschicht hat gewählt und geklatscht, denn alle diese Maßnahmen sollten den kranken Mann Deutschland ins neue Jahrtausend refomieren und zukunftssicher machen. Tatsächlich haben sie den kranken Mann mit einer Zyankali-Therapie behandelt und sein Röcheln stets als Anfangsverschlechterung adressiert.
Und das erklärt dann auch, warum bei den Querdenker gar nicht die armen Schlucker marschieren, sondern die, die etwas zu verlieren haben. Die sind nicht gegen die Maßnahmen, weil die vielleicht nicht helfen, sie sind gegen die Maßnahmen, weil sie sie nicht bezahlen wollen und denken, dass sie die Folgen nicht tragen müssen.
52 Jahre CDU-Kanzlerschaft haben die Klassengesellschaft des Kaiserreichs wieder durch die Hintertür eingeführt - mit Hilfe von Springer und Bertelsmann. Der Unterschied zwischen der CDU/CSU und der AfD/FDP ist lediglich, dass es AfD/FDP nicht schnell genug geht!