kleinrudi schrieb am 05.01.2021 15:49:
Das erinnert mich an die "Piraten". Die hatten ähnliche Vorstellungen und wirkten auch eher wie eine "Ein-Themen-Partei". Übrigens war dies die AfD auch unter Bernd Lucke.
Die Piraten hatten dieses Image, das stimmt. Bei der Basis kann ich das nicht erkennen. Aber egal wie etwas "wirkt", die Piraten sind, ebenso wie die AfD vor dem Hintergrund realer demokratische rund gesellschaftlicher Defizite entstanden, die sich im Rahmen der Möglichkeiten der etablierten Parteien offenbar nicht befriedigend lösen ließen. Persönlich habe ich nicht den Eindruck, dass sich die Umstände, unter denen die Piraten oder die AfD entstanden sind mit unserer heutigen Krise vergleichen lassen. Die Piraten waren mit dem Fokus auf Netzpolitik, Abbau von Privatsphäre und Datenschutz wirklich mono-thematisch, die AfD mit ihrem Fokus auf die Probleme der Migration auch. All das waren Folgen des gesellschaftlich/technologischen Wandels, der Globalisierung, deren Auswüchse diese Phänomene hervorgebracht haben. Aber diese Folgen sind in der aktuellen Krise ungleich drastischer. Die parlamentarische Selbstblockade, die faktisch nicht mehr vorhandene Opposition, Außerkraftsetzung der demokratischen Grundrechte, eine Regierung, die nur noch per Exekutive funktioniert, das alles hat es in dem Ausmaß nie gegeben. Die mono-thematische Ausrichtung der Politik findet aktuell, im Gegensatz zu dem, was wir kennen, bei den etablierten Parteien und Medien statt, nicht mehr bei den Piraten. Das ist der Unterschied. Der Bedarf nach Veränderung ist seit den Piraten und der AfD nicht geringer geworden. Ob das jetzt schon reicht, um eine wirklich neue Kraft zu etablieren, die unsere erstarrte Parteienlandschaft meines Erachtens wirklich bräuchte, muss man abwarten. Das hängt nicht zuletzt davon ab, wie diese Ansätze sich programmatisch und strukturell weiter entwickeln.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (05.01.2021 17:22).