Im Artikel wie in der öffentlichen Debatte fehlt ein entscheidender Aspekt: Das letzte Jahr hat gezeigt, wie unterirdisch die Performance unseres Gesundheitssystems eigentlich ist, mit welcher Selbstverständlichkeit wir Mondpreise bezahlen für eine Leistung, die nicht einmal durchschnittlich ist.
Am deutlichsten wird das bei den Corona-Intensivbetten, für die Bundesgesundheitsminister Jens Spahn letztes Jahr eine halbe Milliarde Euro ausgegeben hat. Das Geld ist weg, 50000 Euro für 10000 zusätzliche Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit.
Nur die Betten, die sind nirgendwo zu finden. Im Gegenteil, die Krankenhäuser haben das Geld eingesackt und Betten ABGEBAUT. Krankenhäuser argumentieren listig, irgendwelche Betten könne man schon finden, nur kein Personal. Oder sie haben irgendwelche klapprigen Gestelle im Keller rausgekramt und behaupten, es sei Sache der Klinik, zu entscheiden, was ein Intensivbett sei.
Fakt ist allerdings, dass unsere Kliniken eine halbe Milliarde Euro kassiert haben und nicht bereit oder in der Lage sind, zehntausend zusätzliche Coronapatienten zu versorgen.
Wir zahlen, und machen dann Ausgangssperren, weil die Kliniken nicht liefern.
Etwas besser lief es beim Maskenprogramm um die Jahreswende. Da haben Apotheken sich zwar auch eine goldene Nase verdient, aber immer ein paar FFP2-Masken an Senioren verteilt.
Na gut, mag man sagen, Qualität kostet halt. Nur liefert unser Gesundheitssystem keine Qualität.
Wir haben zwar deutllich mehr Intensivbetten als fast jedes andere Land der Welt, und versorgen deutlich mehr Coronapatienten auf Intensivstationen.
Allerdings waren wir auch das einzige Land der Welt, dass wegen zu wenig Intensivbetten bei der einer Inzidenz von 150 (!) Ausgangssperren verhängen musste, damit die Intensivstationen nicht zusammenbrechen. Ausgangssperren gab es zwar auch in anderen Ländern, aber bei Inzidenzwerten von 500 oder mehr.
Noch schlimmer ist die Bilanz. Bei der Sterberate spielt Deutschland in die Weltliga ganz vorne mit. Die Intensivbetreuung in Deutschland rettet offenbar keine Leben, und reduziert auch nicht das Auftreten von Long Covid. (https://www.welt.de/wissenschaft/article231509963/Krankenhaussterblichkeit-in-Deutschland-hoeher-als-in-Spanien.html)
Weshalb werden dann bei uns so viele Patienten intensiv behandelt? Die Behandlung eines Corona-Patienten auf der Station kostet im Schnitt 6900 Euro, eine Beatmung im Schnitt knapp 40000 Euro und in 10 % etwa 90000 Euro.
https://www.aerztezeitung.de/Politik/Was-kostet-Corona-das-Gesundheitswesen-Kassendaten-geben-Einblick-413830.html
Um nicht falsch verstanden zu werden: Der Fehler liegt nicht bei Ärzten und Pflegekräften. Natürlich nutzen sie die beste verfügbare Technik, wenn ein Intensivbett frei ist und auch nur ein kleines Risiko besteht, wäre es natürlich unsinnig, die Technik nicht zu nutzen. Der Fehler liegt auch nicht beim technischen Management der Krankenhäuser. Natürlich versucht man die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten, indem man die beste Technik einfordert.
Bedenklich wird es jedoch, wenn - wie im Fall der 10000 Intensivbetten - Anwälte und Erbsenzähler die Profite maximieren. Kosten schreiben, denen kein Mehrwert gegenüber steht.
Und wichtig wäre eine Diskussion, wie gut unsere Krankenhäuser ausgestattet sein sollten. Wenn in Deutschland doppelt so viele Coronapatienten intensiv behandelt werden wie in Spanien, ohne das dem ein besserer Behandlungserfolg gegenüber steht, dann stellt sich die Frage, ob etwas weniger nicht auch reichte in Deutschland.
Wer behauptet, dass unsere Krankenkassenbeiträge nur aufgrund von Demographie und hohen Arzneimittelpreisen astronomisch hoch sind, erzählt nur die halbe Wahrheit.