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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

durchgefallen

Und weiteres Futter für die Querschlägemeinde hier im Forum, die gegenwärtig ohnehin aufgrund des von zynischen Kreisen in den Diskurs gedrückten Begriff des Endemischen, bis hin zu seiner fantasievollen Substantivierung als 'Endemie' Oberwasser zu haben glauben.

Kreiss' ökonomistische Beschreibung geht leichthin hinweg über all die zusätzlichen Opfer, die die Seuche ohne die an sich schon völlig unzulänglichen, fehlbenannten Mobilitätsreduktionsmassnahmen gehabt hätte. Er entblödet sich nicht, die in der Pandemie weiter verstärkte ökonomische Polarisierung implizit ursächlich auf diese zurückzuführen, obwohl einem Ökonomen klar sein muss, dass diese auf die neoliberale Umgestaltung der Wirtschaft zurückgeht und seit der sogenannten Finanzkrise von einer ultralockeren Geldpolitik massiv angeheizt wurde.

Die absurde, ebenfalls nur implizte Unterstellung, die gleichsam den Hintergrund der Kreiss'schen Darstellung bildet, ist die Behauptung, ohne Mobilitätsreduktion würden die wirtschaftlichen Schäden kleiner, die monetäre Politik daher zurückhaltender gewesen sein. Dieser Logik folgend ist es das Beste eine Seuche zu ignorieren und alles einfach weiterlaufen zu lassen. Ganz nach dem Motto des Kleinkindes, das mit seinen Händen seine Augen bedeckt und damit die Gefahr für gebannt hält.

Bezeichnenderweise beschäftigt sich der Autor nicht mit den zwar wenigen, aber immerhin doch vorhandenen Beispielen von Staaten, die durch eine Zero-Covid-Politik die Schäden minimieren konnten. Natürlich sind auch diese durch ihre innige wirtschaftliche Verflechtung mit dem Rest der Welt von ökonomischen Fluktuationen infiziert. Dennoch macht es schon einen grossen Unterschied, wenn in einem Land über einen beträchtlichen Teil der bisherigen Dauer der Pandemie praktisch normale Verhältnisse herrschten, weil durch echte Lockdowns der Virus weitgehend unter Kontrolle gehalten werden konnte und sich das Problem darauf reduziert, die Wiedereinschleppung aus dem uneinsichtigen Ausland zu vermeiden.

Lockdown ist, wenn wirklich alle nicht absolut existenziellen Aktivitäten eines Landes oder einer Region für eine beschränkte Zeit heruntergefahren werden. Das hat es in Deutschland z. B. zu keinem Zeitpunkt gegeben, über den Status eines Freizeitlockdowns sind die Massnahmen nie hinausgegangen. Inzwischen ist man im Stadium der bedingungslosen Kapitulation angelangt. Der Gesundheitsminister kündigt gewaltige Infektionszahlen an, ohne das Geringste dagegen zu unternehmen. De facto eine Durchseuchungsstrategie. Davon abgelenkt wird durch eine unsinnige Diskussion zu einer allgemeinen Impfpflicht, die wenn sie denn durchgedrückt wird, am Problem nichts ändern wird.

Währenddessen füllen sich die Krankenhäuser, denn die Omikron-Mutante verursacht relativ zwar weniger schwere Verläufe, was aber durch ihre weit höhere Infektiosität mehr als kompensiert wird. Mit sehr hohen Zahlen an Long Covid ist zu rechnen. Nicht nur werden dadurch viele Menschen einen starken Abfall ihrer allgemeinen Lebensqualtität erleben, auch die Gesundheitskosten werden weiter steigen. Von der kurzfristigen Reduktion der Funktionalität des Gesundheitswesens nicht zu reden. Da werden angeblich elektive, also nicht zeitsensitive Operationen massenweise verschoben, die zuvor schon auf Kante genähte Personalsituation wird untragbar.

Fazit: Kreiss weist auf beträchtliche Schäden, die also durch die stets wirtschaftsaffine Reaktion auf die Seuche nicht verhindert wurden. Ebensowenig wie die massiven volksgesundheitlichen Schäden. Kurz, man muss ein Komplettversagen praktisch aller westlichen Demokratien konstatieren, die nun auf das Prinzip Hoffnung und schöner Denken setzen. Wird schon keine böse Mutation mehr nachkommen, im März ist alles vorbei. Das ist angesichts der vermutlich grössten Virenpopulation aller Zeiten eine doch eher frivole Vorstellung.

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