Sollen sie streiken interessiert keine Sau. Denn die Bahn ist nun mal unwichtig. Zahlen: Der Personenverkehr in Deutschland wird zu 88,8% mit dem Auto abgewickelt, und zu 10,6% über die Schiene, der Rest ist Luftfahrt oder Schiff, aber letzteres spielt in Deutschland keine Rolle. ABER: Das ist nicht alles die Bahn AG mit den 10,6%. 1,6% sind U- und Straßenbahnen, mit denen hat die Bahn AG ja nichts zu tun, bleiben 9% Bahnen & S-Bahnen. Und auch hier gibt es ja private Wettbewerber zur subventionierten Staatsbahn, also der Marktanteil ist noch niedriger als diese 9%
Es ist immer sehr lustig, wenn Leute die unwichtig sind, anfangen zu streiken. Piloten können gut streiken, denn sie sind wichtig, es gibt kein Verkehrsmittel, das so schnell ist, wie das Flugzeug, somit ist das Flugzeug ist sehr vielen Fällen alternativlos. Deswegen erzielen die Piloten auch gute Lohnabschlüsse, wenn sie damit drohen, heute mal nicht zu fliegen. Zur Bahn gibts eine ganze Reihe Alternativen, Auto, Motorrad, Roller, Reisebus, Flugzeug, in manchen Fällen sogar das Schiff [1].Und deswegen macht es einen großen Unterschied, ob Flieger grüß mir die Sonne streikt oder Lukas der Lokomotivführer.
Beim Personenverkehr ist das eklatant, beim Güterverkehr etwas geringer ausgeprägt. Hier hat die Bahn etwa einen Marktanteil von 19%, der Rest ist natürlich größtenteils LKW und ein bißchen Schiff, wir haben ja schon Rhein, Main & Donau über die auch Fracht kommt.
Auf die 19% soll sich die Bahn aber nicht verlassen, denn die Alternative LKW existiert in sehr, sehr vielen Fällen und im LKW-Bereich gibts keine Streiks. Was werden also die Frachtkunden der Bahn tun, wenn da gestreikt wird? Richtig, Spedition Speedy anrufen und dann geht die Fracht eben über die Straße.
Stimmt das?
Nein. Denn die Bahnfrachtkunden müssen gar nicht woanders anrufen. Denn wer ist der größte LKW-Logistiker in ganz Europa? Schenker, genauergesagt DB Schenker. Schenker gehört der Bahn. Die BAHN betriebt die größte LKW-Flotte in ganz Europa. DB Schenker ist übrigens eine Tochter der Bahn, die zur Abwechslung mal Gewinn macht. Das kriegt der Schienenverkehr ja nicht hin. Daß Schenker Gewinn macht, nützt der Bahn alledings nix, da die die Verluste & Schulden durch den Schienenverkehr so gigantisch sind, da reißts auch Schenker nicht mehr raus.
Ich seh das schon: "Zugführer streiken, DB Schenker stellt Sattelzugführer ein." (der war gut, 'ne)
Oder um es mit den golden Worten Grönemeyers zu sagen: "Was soll das?"
Maßlose Unterschätzung der eigenen Unwichtigkeit, das sind diese schrägen Lokvögel. Laß die GdL-Bonzen krähen, Deutschland kann auch sehr gut ohne die Bahn leben. Ohne LKW & PKW keinesfalls, aber ohne Bahn schon. Spot the difference!
***
Und als alter Zyniker kann ich einem Bahnstreik immer noch etwas Positives abgewinnen: Durch den ganzen Ökosozialismus im Strommarkt ist das Stromnetz ja ziemlich instabil geworden, an allen Ecken & Enden fehlt es an kWh. Wer ist der größte Stromkäufer Deutschlands? Richtig, die Deutsche Bahn AG. Wenn die jetzt streiken fahren die ja nicht, dann verbraucht so ein Steh-ICE ja auch keinen Strom. Das ist gut, weil den Strom haben wir dann wenigstens, die Kraftwerkskapazität zumindest, die sonst für die Bahn produzieren würde. Fällt der Strom doch ned so schnell aus. Uff. Der Tag ist gerettet.
bd
[1] Schiff als Alternative zur Bahn? Ja, durchaus. Ich hab allerdings spontan keine deutschen Beispiele parat, dafür zwei ausländische. Sowohl beim Eurotunnel (nur Bahn) zwischen Frankreich & England als auch bei der Öresund-Brücke zwischen Dänemark & Schweden (die auch eine Bahnbrücke ist) prophezeihte man das Sterben der Fähren, weil ja alle per Eisenbahn über die Brücke oder durch den Tunnel. Nix. Tunnel & Brücke erheben so hohe Preise, daß die Fähren weiterhin gut gebucht sind, sowohl bei Fracht als auch bei Passagier.