Ich finde es gut, dass London den dänischen Weg geht. Eine Innenstadt, die Fußgänger- und Radfahrerfreundlich ist, wird immer eine höhere Aufenthaltsqualität haben als die autogerechte, von dröhnenden Verkehrsschneisen durchschnittene Realität vieler deutscher Großstädte.
Hier in Berlin tobt gerade der Verteilungskampf um die Straßenflächen. Im Zuge des Corona-Lockdowns haben viele Bezirksverwaltungen handstreichartig sogenannte Pop-up-Radwege angelegt. Das bedeutet in der Regel, dem Autoverkehr eine von zwei oder drei Fahrspuren wegzunehmen und/oder Parkplätze zu streichen.
Ich als permanenter Radfahrer und Noch-nie-Autobesitzer finde das natürlich gut, erlebe aber den Frust vieler meiner Kollegen und Bekannten, die sich gegängelt und missachtet fühlen, wenn sie jetzt noch länger im Stau stehen.
Es ist halt nicht leicht, 4 Generationen Automarketing aus den Köpfen zu kriegen. Aber die Wertvorstellungen kommen in Bewegung, zumindest in den Großstädten mit radfreundlichen Entfernungen und einem funktionierenden Nahverkehrsangebot.
Es kommt eben darauf an, für alle Verkehrsteilnehmer Vorteile zu erzeugen und nicht die eine Gruppe gegen die andere politisch zu benutzen.
Dazu bedarf es kluger, unideologischer Verkehrspolitik - ein sehr rares Gut in Deutschland.