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  • firedancer

mehr als 1000 Beiträge seit 26.01.2001

Re: Wacker gesprochen (1/2)

> > Mein Fehler ist, dass ich an das Gute im Menschen glaube.

> Das ist das größte Problem des Jahrhunderts: Wie kann man das "Gute
> im Menschen" begründen? Durch Glauben? Durch Naturwissenschaft? Durch
> Erziehung? Ist das "Gute" natürlich oder unnatürlich? Findet man
> keine Antwort auf diese Fragen, bleibt das "Gute" nur eine
> ideologische Forderung, die außer Partei- und Machtinteressen keine
> Begründung findet, so wird das "Gute" wie eine Luftblase verpuffen.

Was für ein Schwachsinn. Erstens kann man "das Gute im Menschen"
nicht begründen. Man kann es höchstens sehen, erfassen, messen. Es
zeigt sich in seinen Äußerungen und seinem Verhalten. Und der Maßstab
ist ein sehr einfacher: Ist der oder diejenige daran interessiert,
eine für alle Menschen bessere Welt für uns alle zu erreichen? Oder
betreibt er nur egoistische "Gewinnmaximierung" für sich oder seine
Peergroup? Dies kann man ziemlich gut und ziemlich einfach erkennen.
Und das magst du anders sehen, aber ich sehe Hass und Gewalt nicht
als natürlichen Zustand an, sondern als einen abzulehnenden. Es ist
mir dabei herzlich egal, wer es ist, der Gewalt ausübt. Also erspare
mir deine Hasstriaden: Sie ziehen bei mir nicht.

> > Und trotz
> > aller Widrigkeiten, die mir begegnet sind und stets begegnen, die
> > Hoffnung nicht aufgebe.

> Die Hoffnung, dass genau was passiert?

Dass du erkennst, dass du nicht der Mittelpunkt der Welt bist. Das
mag an deinem Ego kratzen, aber dein Ego ist bedeutungslos. Genauso
bedeutungslos wie jedes andere Ego auf dieser Welt.

> Dass alle wie die Lämchen auf
> der Straße singen und tanzen? Wie sieht konkret die Erfüllung deiner
> Hoffnungen aus?

Du darfst gerne auf der Strasse singen und tanzen, wenn dir daran so
viel liegt. Gerne auch wie ein Lämmchen. Meine "Hoffnug" und deren
"Erfüllung" ist jedenfalls bedeutungslos. Der Maßstab meines Handelns
richtet sich nicht danach, ob sich irgend etwas erfüllt, sondern ob
es im globalen Kontext sinnvoll ist, oder nicht. Und sinnvoll ist es
dann, wenn es dazu führt, dass sich die Menschen gerade eben nicht
die Köpfe wegen Nichtigkeiten einschlagen, sondern sich gegenseitig
helfen und ihr Leben bereichern. Es interessiert mich nämlich einen
feuchten Kehricht, wie dick dein BMW ist oder wie teuer dein iPhone
war. Das kann ich in jedem Laden kaufen, das ist keine Leistung. Eine
Leistung ist jedoch, wie sehr du dich bemüht hast, dich selbst weiter
zu entwickeln, und wie sehr du dich bemüht hast, dass sich andere
weiter entwickeln. Wen hast du heute schon ein Stück auf seinem
Lebensweg weiter geholfen?

> Verstehe mich nicht fasch. Ich habe nichts gegen Hoffnung in das
> Gute. Sind diese Hoffnungen aber nur träumerische Luftblasen, so
> werden sie genau so wie Träume vergehen, weil sie sich gar nicht
> realisieren lassen.

Das interessiert mich nicht. Es ist mir sowas von Schnuppe, ob sich
meine "Träume" verwirklichen lassen oder nicht. Ich prüfe, ob etwas
richtig oder falsch ist, und dann handle ich danach. Ob das zur
Realisierung irgendwelcher Träume führt, ist bedeutungslos. Falsch
ist es jedenfalls, anderen Menschen nicht zu helfen. Und falsch ist
es, einen Herrn Lucke - egal wie wenig man ihn leiden mag - für seine
Worte der Mäßigung auszubuhen. Falsch ist es auch, Flüchtlingsheime
anzuzünden. Und falsch ist es auch, neidisch zu sein, nur weil
irgendwer diesen Flüchtlingen hilft. Und das ist mein Maßstab. Ich
halte es für richtig, diesen Flüchtlingen zu helfen. Richtig ist es
auch, dir zu helfen, denn weit kannst du in deinem Leben ja noch
nicht gekommen sein, wenn ich mir deine Postings so ansehe. Falsch
ist es jedoch, Flüchtlinge zu vernachlässigen, nur damit dein Ego
gebauchpinselt ist. Denn darauf läuft alles hinaus. Wir leben alle
auf einem einzigen Planeten, wir haben nur diesen einen. Und daher
müssen wir alle auch einander helfen, statt uns anzufeinden. In der
Tat: Im Sinne eines "jedem das seine, mir das meiste" ist eine solche
Haltung idiotisch. Schon klar. Aber mit genau dieser Haltung kommen
wir nicht weit. Genau diese Haltung ist es nämlich, welche diese Welt
zu diesem beschissenen Ort gemacht hat, der sie ist. Deswegen fliehen
die Menschen. Genau wegen dieser Haltung brennen Flüchtlingsheime.
Diesen Kurs weiterzuverfolgen halte ich für Idiotie: Es bringt nur
Schmerz und Leid. Es hilft niemandem weiter. Mir nicht, dir nicht,
und allen anderen nicht. Entweder wir gehen einen Weg in diesem Leben
gemeinsam, und zwar MITEINANDER, oder wir bekämpfen uns bis aufs Blut
und kommen keinen Schritt weiter. Nur diese eine Wahl hast du, und
nur in dieser Wahl musst du eine Entscheidung treffen, was du willst.
Ego und Blut, oder Freude und ein friedvolles Miteinander.
Entscheide. Was darf's sein?

> > Daher die Geduld.

> Die Geduld ist sinnlos, wenn man nicht genau weiß, worauf man wartet.

In der Tat. Aber ich weiß worauf ich "warte". Und ich weiß, dass ich
nicht "warte". Ich tue Dinge, weil sie sinnvoll und richtig sind,
nicht weil ich auf etwas warte.

> > Ich hege die Hoffnung, dass
> > wenigstens ein Bruchteil meiner Worte seine Wand aus Hass
> > durchdringen

> Und jetzt mal tabufrei reden.
> 1) Dein Beitrag ist genau so hassvoll.

Das ist falsch. Richtig ist lediglich: Ich trete deiner geäußerten
Ablehnung mit der gleichen Ablehnung entgegen. Das mag dich
überraschen, ändert aber nichts. Aber vielleicht ist es genau das,
was du und deinesgleichen nicht verstehen: Nur weil ich für ein
sinnvolles und friedliches Miteinander eintrete, bedeutet das nämlich
nicht, dass ich ein "Weichei" wäre, wie du es vermutlich ausdrücken
würdest, oder unbedingt gegenüber jeder Aggression das Feld zu räumen
habe. Wenn du deinen Hass ins Forum kotzt, denn bekommst du von mir
Widerworte. Der Unterschied zwischen uns beiden ist jedoch dabei ein
ganz entscheidender: Ich mache das nicht wegen meines Egos. Und ich
prüfe, ob deine Haltung richtig ist oder nicht, bevor ich antworte.
An objektiven und globalen Kriterien.

> 2) Ja, ich hasse. Und? Das war auch als hate post gemeint. Offener
> Hass gegen ein kaputtes System. Was genau aber spricht gegen Hass?

Das kann ich dir sagen: Es führt zu nichts. Es bringt niemanden
weiter. Oh, sicher: Du fühlst dich dann ganz toll. Schon klar. Dein
Hass muss raus und du bist der tolle Hecht. Super. Kann ich auch,
wenn du das möchtest. Ist ganz einfach. Aber was soll das bringen?
Löst es irgend ein Problem? Nein. Bringt es dann wenigstens andere
Menschen weiter? Nein, auch nicht. Bringt es dich irgendwie weiter?
Du fühlst dich besser, sicher, aber mal ganz ehrlich: Das Problem ist
deswegen trotzdem immer noch da. Wie solls auch verschwinden: Hass
und Ignoranz sind ja gerade der Grund für die Probleme, dieses
"kaputte System". Hast du je darüber nachgedacht, was genau an diesem
System "kaputt" ist? Und warum es genau zu dem geworden ist, was es
jetzt ist? Es ist ganz einfach: Weil ein paar Hanseln den Hals nicht
voll genug bekommen können. Und mit "Hanseln" meine ich nicht nur
irgendwelche Manager und Politiker. Damit meine ich genauso jeden
einzelnen auf der Strasse. Weil sie nicht in der Lage sind, auch
einmal zurück zu stecken. Weil sie nicht zufrieden sein können. Weil
sie meinen, ihr Ego riesig aufblasen zu müssen. Als würde es
irgendwas ändern, wenn sie sich aufblasen wie ein Heißlufballon! Es
interessiert mich keinen Millimeter, ob du auf der richtigen oder
falschen Seite des Lebens gelandet bist. Das ist Zufall. Daher
interessiert es mich auch keinen Millimeter, ob du auf dieser Seite
der deutschen Grenze gelandet bist, oder auf der anderen. Mensch ist
Mensch. Dein Ego interessiert mich einen Dreck. Dein BMW oder dein
Haus in Zürich oder deine Jacht in den Bahamas interessiert mich
einen Dreck. Auch dein iPhone oder sonstwas interessiert mich einen
Dreck. Mich interessiert aber, was du aus dir und deinem Leben
machst. Wofür du eintrittst. Lernt du etwas? Entwickelst ein neues
mathematisches Verfahren? Eine neue Technik zur Energieerzeugung, die
allen hilft? Oder hilfst du wenigstens anderen, soweit du das
vermagst? Das bestimmt deinen Wert und nichts anderes. Nicht dein
Geldbeutel, nicht dein iPhone, nicht dein BMW, und nicht deine Jacht.
Und erkenne ich, dass es um letztere Dinge geht - und das ist beim
Ego eigentlich immer der Fall - dann gibt's von meiner Seite
Widerworte. So einfach ist das. Und gerne auch deutlich: Denn
negativen Schwachsinn darf man auch beim Namen nennen, und ihm
entschieden entgegen treten. Daher interessiert es mich auch nicht,
wie laut du, das AfD-Publikum oder eine Pegida brüllt. Habt ihr
Thesen und Vorschläge, welche diese Bezeichnung auch verdienen, dann
werden sie geprüft und gegebenenfalls anerkannt. Oder eben abgelehnt,
wenn sie nur egoistischer Schwachsinn sind. So einfach ist das. Voran
kommen wir alle nämlich nicht durch Hass und Ego, sondern nur
dadurch, dass wir sorgfältig abwägen, überlegen, und dann strategisch
handeln. Und mit "alle" meine ich "alle": Egal auf welcher Seite
eines Zaunes jemand geboren wurde.


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