Ansicht umschalten
Avatar von MPolo
  • MPolo

mehr als 1000 Beiträge seit 03.04.2006

Re: libertär

rocksrolls schrieb am 10. Juli 2015 19:19

> > Wenn Deutschland so konkurrenzfähig ist, warum gibts dann keinen
> > deutschen TV-Hersteller mehr? Märklin ist bankrott gegangen, bei
> > Fotoapparaten siehts auch nicht besser aus, Textilwirtschaft liegt
> > sowieso am Boden, die Solarzellen-Industrie ist ebenfalls nicht
> > konkurrenzfähig, Handys dasselbe, und auch sonst bei Halbleitern
> > sieht es ziemlich mau aus. Und warum verkaufen wir noch so viele
> > Audis ins Ausland? Weil die Motoren in Györ gefertigt werden.

> Du willst die Fakten leugnen, das Deutschland eine der der Nationen
> ist, die den größten Export-Überschuss haben, trotz Fernsehern aus
> Japan und Handies aus China?

Die Fernseher kommen auch nicht mehr aus Japan, zu hohe Lohnkosten,
obwohl die Japaner WIRKLICH einen Niedriglohnsektor haben ... die
fertigen inzwischen auch in China. Soweit ich weiß, habs grad nicht
nochmal nachgeschaut.

> > Deutschland ist noch soweit konkurrenzfähig, soweit der Arbeitslohn
> > eher irrelevant ist. Das ist im Maschinenbau und in der chemischen
> > Industrie weitgehend der Fall. 

> In anderen produzierenden Industrien ist das nicht anders.
> Lohnkostenanteil am Endpreis von Textilien? Typischerweise unter 8%.
> Bei Smartphones? Typischerweise unter 6%.
> Fakten.
> Aber leugne sie ruhig weiter.

Ja sicher. Weil sie in Ostasien produzieren. In Deutschland wäre der
Lohnkostenanteil deutlich höher.
Oder warum sind diese Branchen in Deutschland bankrott gegangen?

> > Neulich hab ich gelesen dass Unternehmen in China schon
> > Arbeiter durch Maschinen ersetzen.

> Ja? Neue Jobs für Roboterbauer, Softwareentwickler, Roboterwarter.

> > Google testet das autonom fahrende
> > Auto. Das kannst du einfach überschlagen wieviele Arbeitsplätze das
> > gefährdet. 

> Und wie viele neue Jobs bringt es? Für Sensorenhersteller,
> Softwareentwickler, Service?

weniger als verloren gehen. Das war bisher in der Geschichte immer
so, dass durch neue Technologien, die Produktivitätsfortschritte
brachten, mehr Arbeitsplätze verloren gingen als neue entstanden.
Natürlich gab es auch Technologien, die enorme Investitionen und
wirtschaftlichen Aufschwung nach sich zogen - die Kondratiew-Zyklen.
Nur, die Investitionen sind irgendwann getätigt, sprich die Roboter
gebaut, und dann schlägt die Massenarbeitslosigkeit durch und man
hofft auf den nächsten Zyklus. Der letzte Zyklus mit der
Informationstechnologie hat die aufkommende Massenarbeitslosigkeit
der 80er Jahre nichtmal beenden können. Und zwar hier bei uns, in den
Technologieländern, die eigentlich von den neu entstehenden
Technologie-Arbeitsplätzen besonders profitieren sollten.
Weißt du, wenns nicht unterm Strich Arbeitsplätze reduzieren würde,
wäre die Technik ja auch nicht profitabel .... dann könnte man deren
Einsatz quasi auch bleiben lassen.

> > Und falls es dir schon
> > aufgefallen ist, auch die Kassiererinnen an den Supermärkten werden
> > langsam durch automatische Systeme ersetzt.

> Nö, ist mir nicht aufgefallen, in den Supermärkten, in denen ich
> einkaufe, sitzt immer noch ein Mensch an der Kasse.

Hier beim Real gibts sone Kasse. Ich glaub Ikea führt das auch grad
ein.

>  > Das läuft deshalb so,
> > weil der Unternehmer rechnet und zum Ergebnis kommt, dass
> > automatische Systeme auf lange Sicht günstiger sein könnten als
> > Arbeitskräfte.

> Und genau das hat im deuschen Maschinenbau und der zugehörigen
> Softwareentwicklung 100.000nde Jobs geschaffen.

Jo ... siehe oben.

> > Definitiv werden, wenn alles so weiterläuft wie bisher, immer mehr
> > Menschen durch Maschinen ersetzt und arbeitslos sein.

> Nö. Sie brauchen nur neue Jobs, und deren wird es reichlich geben.
> Schau dir die Praxis an. Früher, vor 50 Jahren,  wurde in Banken und
> Handelshäuser der Jahresabschluss mit Papier und Bleistift gemacht.
> Heute machen das Maschinen.
> Arbeiten heute mehr oder weniger Menschen in Banken und
> Handelshäusern als vor 50 Jahren?

Ich hab vor 50 Jahren nicht gelebt. Naja, also Banken und
Handelshäuser machen ja heute viiiiiiiiiieeeel mehr Umsatz. Und dann
wird jetzt ja auch viel mit Online-Banking gemacht. Also ich glaub
dass die Beschäftigtenzahl in dem Sektor rückläufig ist.

> > Ich halte es für sinnvoller, man senkt die Kosten für Arbeitgeber,
> > und besteuert auch nicht mehr Löhne, sondern Umsatz und Gewinn. Es
> > ist für mich nicht einsehbar, wieso der Staat dort Steuern einziehen
> > will, wo ein Arbeitgeber Arbeitnehmer beschäftigt, während er dort,
> > wo ein Arbeitgeber dieselbe Arbeit durch Roboter erledigen lässt,
> > dies nicht besteuert. 

> Grundsätzlich richtig.

Das freut mich dass wir uns hier einig sind.

> Aber: die Unternehmenssteuern wurden gesenkt
> (von Neoliberalen befürwortet), die Steuern für durchschnittliche
> Arbeitnehmer stiegen jedoch durch "kalte Progression" (Widerstand
> durch Neoliberale nahm man kaum wahr).
> Einfach mal nen Praxischeck machen.

> Einfach mal nen reality check machen, das hilft, glaube mir.

Wenn du einen Realitycheck machst, dann merkst du, dass die
Lohnsteuern für den normalen Arbeitnehmer Peanuts sind. Drei
Beispielrechnungen:

"Ein 50jähriger Single, der 13.000 Euro zu versteuern hat, zahlt
derzeit 208 Euro Lohnsteuer. Bei einer Gehaltserhöhung von 1 Prozent,
die die Inflation ausgleichen soll, klettert das Einkommen auf 13.130
Euro, die Steuerlast aber auf 226 Euro. Damit zahlt der Arbeitnehmer
statt 1,6 nun 1,72 Prozent Steuern. 

Das Ehepaar Uwe und Isolde Kohlmann verdient mit 24.000 Euro im Jahr
und zahlt derzeit 316 Euro an Lohnsteuer. Bei einer Gehaltserhöhung
von 1 Prozent klettert das Einkommen auf 24.240 Euro, die Steuerlast
aber auf 348 Euro. Damit zahlt das Paar statt 1,32 nun 1,44 Prozent
Steuern.

Die vierköpfige Familie Hahn mit einem bisherigen Einkommen von
40.000 Euro bekommt nach einem Aufschlag von 1 Prozent brutto 40.400
Euro. Von den 40.000 Euro gingen 3506 Euro an Steuern weg, von den
40.400 Euro aber 3594 Euro. Damit zahlt Familie Hahn statt 8,77 nun
8,89 Prozent Steuern."

> http://www.faz.net/aktuell/finanzen/meine-finanzen/steuern-sparen/nachrichten/einkommensteuer-so-trifft-sie-die-kalte-progression-12913906.html

Du siehst, der normale Arbeitnehmer zahlt viel mehr MWSt als
Lohnsteuer. Und auch mehr Mineralölsteuer und mehr Tabaksteuer.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten