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Das Klima und die Natur

Navido schrieb am 12.01.2023 21:38:

Guter Kommentar! Bei einem Detail muss ich aber widersprechen:

Menschengemachte CO2-Emissionen wiederum machen ca. 5% der Gesamtemissionen in der Welt aus, also 95% stammen aus natürlichen Quellen.

Die CO2 Emissionen aus natürlichen Quellen sind Teil eines Kreislaufs und ändern den CO2-Gehalt der Atmosphäre nicht. Jedes Blatt, das auf dem Boden verrottet und CO2 emittiert, ist vorher gewachsen und hat das CO2 absorbiert.

Das stimmt aber nicht. Bzw. ist nicht vollständig richtig.

Aktuell wird mehr CO2 von der Natur freigesetzt als absorbiert wird. Natürliche Quellen sind nicht nur CO2-produzierende Lebewesen, sondern auch z.B. Vulkanausbrüche, Waldbrände usw usf. Wenn der Wald verbrennt, fehlt die Waldfläche, um das CO2 wieder aufzunehmen, was freigesetzt wurde. Natürlich wächst der Wald irgendwann mal nach, aber die Absobtion von CO2 ist langsamer als die Freisetzung. Die Natur ist also "Klimasünder".

Aber auch das ist nur halb richtig. Die Natur ist zum "Klimasünder" geworden aufgrund menschlicher Eingriffe, u.a. wegen Entwaldung, Landwirtschaft und urbaner Versiegelung. Wir haben die grünen Lungen überall auf der Welt erheblich geschädigt und die natürlichen Absorbtionsmöglichkeiten reduziert. Während die Absorbtionsfähigkeit gesunken ist, sind aber natürliche Emissionsquellen nicht weniger geworden - und das Gleichgewicht ist gestört.
Und wir machen es noch schlimmer.

Der Braunkohletagebau vor Ort ist sichtbar. Dagegen kann man demonstrieren und man sollte auch. Etwas weniger sichtbar ist der Untertagebau für Steinkohle und Uran, die Schäden sind anderer Natur und lassen sich teilweise leichter reparieren. Bergwerke lassen sich versiegeln und bautechnisch stabilisieren - Tagebaue dagegen müssen aufwendig renaturiert werden.
Aktuell verschieben wir in Deutschland (und anderen westlichen Staaten) unsere Umweltsünden in andere Länder, machne bei uns aber kräftig weiter: wir entwalden unser Land immer weiter für landwirtschaftliche Flächen um z.B. Energiepflanzen anzubauen und nennen das "grüne Politik". Wir roden Wälder für Windräder. Wir roden Wälder für Solarparks. Wir versiegeln Flächen für urbanen Lebensraum und verdichten gleichzeitig nach, um den Einwohnerzuwachs zu kompensieren. Dafür werden Parks geopfert und immer höhere Gebäude stören den natürlichen Weg des Windes. All das hat direkten Einfluss auf das regionale Klima, aber eben auch auf das Gleichgewicht aus Emission und Absorption.
Und in fernen Ländern werden ganze Landschaften umgegraben für Seltenerden, für Lithium und Paladium, für Metalle aller Art, damit wir in Deutschland mit Elektroautos uns für unseren "grünen Lebenswandel" brüsten können. Unsere Art zu Leben und als "Grün" zu verkaufen richtet inzwischen größere Flurschäden an Mensch, Tier und Umwelt an, als die kollektive Sowjetwirtschaft ohne jeden Filter und ohne Abwasserklärung - nur nicht mehr im eigenen Land, sondern im Rest der Welt. Die stinkenden Flüsse der 80er hüben wie drüben der Mauer sind Geschichte, dafür stinken sie nun in China, in Indien oder eben in Afrika.

Wir sind zwar nicht unbedingt an allem schuld. Aber wir können ruhig mal der Realität ins Auge schauen, dass wir weder umwelt- noch klimafreundlich zu leben verstehen und sollten aufhören uns was vorzumachen.

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