Weder der Artikel noch die bislang geschriebenen Kommentare haben irgendwas mit sachlicher Analyse zu tun. Es ist doch wohlfeil, jetzt auf den Grünen herumzuhacken und sich darüber zu beklagen, dass sie ja was ganz anderes tun als das, was sie sich auf die Fahnen geschrieben haben. Überall dort, wo sie derzeit in Regierungsverantwortung stehen, sind sie plötzlich mit der Aufgabe konfrontiert, im Angesicht multipler Krisen die Energieversorgung Deutschlands sicherzustellen und den industriellen Kern des Landes zu erhalten. Als Robert Habeck und Mona Neubaur in ihre Ämter gewählt wurden, dürften sie sich das wohl anders vorgestellt haben...
Natürlich kann man den Grünen einen Vorwurf machen, einen ganz fundamentalen sogar: Sie haben das Märchen vom "grünen Wachstum" in die Welt gesetzt (goutiert von einer satten Mehrheit der Gesellschaft und daher auch von allen Parteien bis auf die AfD kopiert), was ihnen nun viel schneller und härter auf die Füße fällt als gedacht - denn die Nummer mit der "Brückentechnologie Gas" läuft nicht mehr, der Kaiser ist nackt.
Der Punkt ist: Grünes Wachstum gibt es nicht. Eine ehrliche Bestandsaufnahme, was unser derzeitiges Wirtschaften an Energie benötigt und wie viel Energie auch bei maximalem Ausbau der EE zuverlässig zu erzielen ist, endet immer wieder bei diesem Punkt: Grün - ja, aber dann ohne Flugreisen, weitgehend ohne Privatauto, ohne Streaming, ohne Erdbeeren im Winter und ohne Fleisch jeden Tag. Ohne Werbung, ohne Konsumterror, Materialschlacht, Shopping-Therapy, Statussymbole, weitgehend ohne Banken. Eine andere Welt, die wir uns nicht vorstellen können, weshalb wir uns vor ihr fürchten. Weshalb wir auch nichts tun - auch die Grünen nicht, dann würden sie nämlich nicht mehr gewählt.