auf_der_hut schrieb am 17.10.2024 00:24:
Aber kam eigentlich das mit den angeblichen mobilen Biowaffenlabors her, war das nicht doch irgendein Geheimdienst?
Ja, war es. Und zwar ausgerechnet der BND.
Die "Biowaffenlabore" wurden dem BND von ihrer Superquelle "Curveball" untergeschoben die das gefakte Material dann ganz stolz ihren amerikanischen Freunden präsentierten und den Hinweis auf die wackelige Quellenlage wegließen. Die Amis hübschten das Nicht-Material noch mit ein paar Zeichnungen auf und schickten damit den bedauernswerten Colin Powell vor die UNO. Diese Präsentation war sicherlich einer der schlimmsten Tiefpunkte der an Tiefpunkten nicht gerade armen US-Außenpolitik - allerdings eher im Sinne eines Slapsticks als einer klandestinen Verschwörung. Irgendwie war das dünne Material auf dem Weg bis auf Powells Powerpoint-Folien zur unumstößlichen Tatsache mutiert, ohne dass es überprüft wurde und obwohl vielen Experten schon damals die zahlreichen Lücken und Ungereimtheiten auffielen. Es war der Strohhalm, nach dem die Bush-Administration griff um dem längst beschlossenen Sturz Saddams (für den es durchaus gute Gründe gab) irgendwie den Anschein von völkerrechtlicher Legitimität zu geben. Ironischerweise waren es ausgerechnet die Deutschen, von denen das Material ja ursprünglich stammte, die sich nicht überzeugen ließen und der "Koalition der Willigen" fern blieben.
Powell selbst bezeichnete seinen Auftritt später als "Schandfleck". Er hat sich politisch nie mehr davon erholt, geriet innerhalb der Bush-Administration immer mehr in die Defensive gegenüber den Hardlinern um Rumsfeld und Cheney. Er reichte knapp zwei Jahre später, kurz vor der Wiederwahl von Bush jr., seinen Rücktritt ein.
Soweit ich zwischen den Zeilen gelesen habe, war die Sache auch dem BND peinlich.
Ich weiß nicht, wie wahrscheinlich das ist, aber es wäre schon denkbar, dass der BND aus der Sache gelernt hat.