Also der gute Mann hatte mit der Freiheit für Jedermann eher weniger am Hut.
Die Grundursache war ja auch eher ein theologischer Streit, der immer mehr ausartete und instrumentalisiert wurde.
Der wirklich Konflikt war eher profaner Natur: Es ging den Landesfürsten um eine stärkere Eigenständigkeit gegenüber dem Kaiser und indirekt auch dem Papst.
Das englische Beispiel hatte Schule gemacht. Statt sich von den Predigern reinreden zu lassen und gar auch den gewählten Kaiser als Vertreter und Stimme Gottes zu betrachten, wollte man die sich manifestierende Zentralgewalt schwächen.
Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges konnte man entweder seinen obersten Lehnsherren als Vertreter Gottes anerkennen und musste mit ihm zum Protestantismus wechseln oder dieser blieb bei Kaiser und Papst, da musste man zu den Katholiken.
Luther sollte dem "deutschen Schwert" zum Siege verhelfen. Der Übermacht der Feinde wollte man im "Luthertrotz" standhalten. Die "Bösen" waren Franzosen, Russen, Engländer, Serben - versteht sich, dass auch sie sich in einem Verteidigungskrieg sahen. Das deutsche Volk - hieß es - sei ein von Gott auserwähltes Volk, das nun im Krieg seine Sendung, das Strafgericht an den missratenen Völkern, erfülle. "Wenn Russland Gott ruft, so ist das Gotteslästerung. Wir können es tun", so Friedrich Lahusen, Generalsuperintendent von Berlin, 1914.
Es ist eine traurige Tatsache, dass die meisten lutherischen Pfarrer und Theologen, aber auch katholische, sich der nationalen Kriegsbegeisterung anschlossen - gerade den Theologen hatte Erasmus auferlegt, das "Evangeliums des Friedens" laut zu verkündigen.
Soll ich da mal kurz lachen?
Bei den Protestanten kam der Kaiser aber auch nur ganz kurz nach dem lieben Gott.
Dieser übte bei seiner Kirche nicht nur die Oberhoheit aus, sondern konnte nach belieben auf unbequeme Prediger, gar irgendwelche Friedensapostel zum Teufel jagen.
Diese Stellung hatte nie ein kath. König oder Kaiser gehabt.
Der sprichwörtliche preußische Militarismus wuchs auf diesem Boden.
Der Kaiser selbst fremdelte lange Zeit mit seinen kath. Untertanen, da sich diese mit ihrer Kirche seinem direkten Einfluss entzogen.
Der brauchte bei seinen Protestanten nicht lange trommeln, die bis mit der Gürtelschnalle "Gott mit uns!" bei ihm anstellten.
Nach dem WKI litten gerade die Protestanten unter dem Wegfall ihres obersten Herrn und rannten schnell dem neuen Führer hinterher.
Der Widerstand dieser Kirche gegen Hitler reduzierte sich auf kleinste Kreise mit einer mit einer äußerst überschaubaren Wirkung. Einen richtigen Arschtritt hatten sich nur die Katholiken getraut, der dann auch einen entsprechenden Einfluss auf Weiße Rose hatte.
Die heutige EKD hatte nach 1945 einfach keinen Führer mehr gefunden und an den BuPrä, der ja nicht einmal vom "richtigen" Club sein brauchte, wollte man sich nicht hängen. Daraus ist jetzt diese bunte Zeitgeisttruppe geworden, die noch schneller ihre Mitglieder verliert, als die kath. Kirche.
Nein, deren Historie ist wirklich kein Heldenstück.
Man sollte der Erzählung, die gerade diesen Verein schon immer als eine Ansammlung von Freigeistern darstellt, keinerlei Glauben schenken.