Die Grundidee von Kohr ist sicher attraktiv. Inwieweit man allerdings das "Rad der Geschichte" zurückdrehen kann, um das wieder zu etablieren...?
Was mich dann irritiert, sind die festgefügten Feindbilder, die in Ihrem Beitrag damit einhergehen:
Von nicht wenigen Menschen wird anscheinend...
zu viele[...] Menschen [...], die sich ihr Hirn vernebeln lassen durch die in Manipulations-Büros
Im Kontrast dazu:
Ich halte es eher mit eigenverantwortlichem Handeln, aufgeklärter, gebildeter Menschen mit kritischer Vernunft
Braucht das "menschliche Maß" diese klare Aufteilung in {"ich", "wir", "vernünftig", "gebildet"} und {"die", "vernebelt", "fremdgesteuert", "eigenverantwortungsscheu"}?
Man kann den Wunsch nach Regeln nämlich durchaus auch als rationale Reaktion auf eine beobachtete Situation sehen. Da geht es nicht um eine Angst davor, selbst Verantwortung zu übernehmen, sondern darum, daß andere, die sich gar nicht um die Lage scheren, die eigene Mühe zunichte machen (können).
Anders gesagt, würden Sie gern auf Ihrem Grabstein stehen haben: "Vergebens hat er sich gemüht sein Leben lang"? In dem Wissen, daß es anderen einfach egal war, was aus der Welt und ihrer Zukunft wird, und sie deshalb alle Anfänge niedergetrampelt haben? Was ein Gärtner in stundenlanger Arbeit liebevoll herrichtet, kann ein einzelner anderer in wenigen Minuten zerstören... wäre es da nicht hoffnungsvoller, wenn es einen Zaun gäbe und die Regel, daß man hinter dem Zaun nichts kaputtmachen darf? Ist es gegenaufklärerisch oder eigenverantwortungsscheu, einen Zaun haben zu wollen - oder nur die Einsicht dahinein, daß man halt nicht jede Minute auf das Werk seiner Hände aufpassen kann?
Es werden nun mal nicht immer alle Menschen gleich rational handeln. Manche sind emotionaler und verschaffen sich zuweilen auch Luft, indem sie zerstörerisch aktiv werden. Damit muß jede Gemeinschaft aus Menschen zurechtkommen, auch jene kleineren Gruppen, die Kohr vorschwebten.
Und ist es "hirnvernebelt", sich an einer Sache zu freuen, auf die man hingearbeitet hat?
Ist es "fremdgesteuert", wenn man dankbar ist, daß man noch Zeit mit Verwandten und Freunden verbringen kann, die ohne unser hoch-, wenn nicht gar überzüchtetes Gesundheitswesen noch am Leben gehalten wurden, wenn auch um den Preis von OPs, Rehas etc.?