Ja, in Hannover die EXPO 2000, die mit dem Welttrettungsanspruch, zu der niemand hinging.
Zum 20-jährigen Jubiläum interessiert sich wenigstens einer noch dafür, ein engagierter junger Mann mit eigenem Youtube-Kanal, und obwohl er das recht gut macht, haben's bisher mal nur knapp über 100 gesehen, es will wohl außer Florian Euler kaum noch wer mehr was von wissen:
https://www.youtube.com/watch?v=cEWPk8NkRiM
Frontberichterstattung von der damaligen Eröffnung:
http://www.thur.de/philo/uvu/uvu53.html
"Um 9 Uhr wurde die Expo eröffnet. Da hatten schon die Züge von Norden und Süden Verspätungen: Brennende Reifen auf den Schienen. Als Johannes Rau das rote Band durchschnitt, begannen laute Sprechchöre "Expo No". Schilder wurden hochgehalten. Die Polizei griff ein. Kurz danach die nächsten Schilder und so fort. Kanzler Schröder schimpfte auf die DemonstrantInnen. Ein ICE mußte geräumt werden wegen eines bombenverdächtigen Paketes. Blockaden auf der Hildesheimer Straße – aber kaum ein Auto mußte bremsen, es fuhren keine. Kurz vor zehn Uhr kletterten ca. 12 Personen auf eine Verkehrsschilderbrücke direkt am Expo-Gelände. Zwei Personen seilten sich ab. Der Messeschnellweg, wichtigster Autobahnzubringer zur Expo, mußte gesperrt werden. Aber wieder: Kein Stau, weil es keinen Verkehr gab. Nach einer Stunde war die Blockade geräumt und die AkteurInnen verhaftet. Weitere Blockaden entstanden in anderen Stadtteilen, Aktionen gegen Straßenbahnen, aber das Dilemma blieb: Wenn niemand zur Expo geht, nützen auch Blockaden nicht.
Im Verlauf des Nachmittags kam es zu Aktionen in der Innenstadt. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits ca. 60 Personen aus den Blockadegruppen verhaftet. Die Polizei log mit ihrer Zahl 14. Am Aegidientorplatz lief eine Kissenschlacht mit politischem Motto. Nervöse Polizei. Am Steintor begann wenig später eine Demonstration. Ausrastende Polizei. Kessel, Massenverhaftungen. 400 Leute saßen schließlich in Gefangenschaft, überwiegend in kleinen, dafür in Baracken aufgestellten Käfigen. Der Höhepunkt: In einem Käfig von 6x6 Metern 78 Menschen. Das macht mehr als zwei Personen pro Quadratmeter. Aber diese Bilder hat niemand außen gesehen. Auf der Expo feierte sich Deutschland als offenes Land ab. Die Realität blieb verborgen. Die Käfige mit den eingesperrten Menschen wären ein realistischerer Deutschlandpavillon gewesen ...
Zusammenfassend: Am 1.6. waren viele selbstorganisierte Kleingruppen unterwegs. Das Aktionskonzept war verwirklicht worden. Koordinations- und Unterstützungsgruppen agierten, angefangen vom EA mit RechtsanwältInnen über Handykoordination, Fahrradkuriere zum Infoaustausch bis zum aktuellen Internet-Nachrichtendienst www.expo-calypse.de. Das Stör- und Blockadekonzept scheiterte an der "Strategie" der Expo, einfach nicht stattzufinden. Schade."
Edit: in dem Zusammenhang gerade noch gefunden mit schönem Ambient-Sound dazu:
https://www.youtube.com/watch?v=RisipCyCob4
2nd Edit: weniger, ähem, anspruchsvoll ("von de' Litauen is' des, von de' Pole") interessieren sich auch noch Andere für den verfallenen Charme der Bourgeoisie, und visuell hat's ja auch was:
https://www.youtube.com/watch?v=wZKvZk1_eUs
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (07.10.2020 13:11).