Eine Forent hat darauf hingewiesen, dass der Hanns Joachim Friedrichs-Preis dieses Jahr als Sonderpreis an Bellingcat ging.
Das mag vielleicht eine kleine Nachricht sein, ist sie aber gar nicht.
Der Preis steht nämlich unter dem Motto, das Friedrichs zugeschrieben wird: "Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache; dass er überall dabei ist, aber nirgendwo dazugehört.“
Die Perversion dieses Preises --ganz in Analogie zum Friedensnobelpreis - war schon letztes Jahr zu sehen, als ihn Golineh Atai erhielt. Sie ist als eines der prominentesten transatlantischen Sprachrohre bekannt und ihre von anderen vorbereiteten Texte (sie ist nämlich keine Journalistin, sondern nur Sprecherin) strotzen nur von mehr oder weniger sublimer Parteinahme.Hanns Joachim Friedrichs hätte sich wohl im Grabe herum gedreht.
Nur, das geht noch schlimmer. Der Sonderpreis ging an interessierte Amateure, deren Veröffentlichungen in ihrer Gesamtheit eine stramme politische Marschrichtung einschlagen. Von beidseitiger Recherche keine Spur, Abwägungen finden - wie bei Ideologen - nicht statt, das Weltbild wird nicht den Fakten angepasst, sondern die Fakten dem Weltbild.
Wenn eine Kultur amateurhafte und offensichtliche Propagandaorganisationen als neutral auszeichnet, wenn eine Kultur den größten Kriegsherren mit dem Friedensnobelpreis auszeichnet, wenn eine Kultur einen Kontinent auszeichnet, der einen völkerrechtwidrigen Angriffskrieg begangen hat, dann kann man nur noch von einem Niedergang dieser Kultur sprechen.
Diese Kultur ist auf einem Stand, dass sie ihre Errungenschaften wie Wahrhaftigkeit, Frieden und Aufklärung selbst pervertiert: Propagandisten werden zu Wahrhaftigen gekürt, Kriegstreiber zu Friedenfürsten erklärt und Hysteriker gelten als Aufklärer.
Wer so mit der Realität bricht, hat keine Chance auf Zukunft.