Lem 80!
Lem hat sich einmal, in einem Anflug von Verzweiflung, gefragt, wo in
der Welt denn bloß die Para-, Semi- und Psudo-Lems sind? Nun, z.B.
genau hier. Ich bin bekennender Lemianer und nehme zumindest einen
kleinen Pseudo-Lem für mich in Anspruch. Lem bleibt für mich ein
Oxymoron, ein humanistischer Demiurg, ein realistischer Phantast,
jemand der erst einmal alle Schubladen sprengt; nach dem man dann eine
eigene Schublade baut, die seinen Namen trägt und in der sich
Menschenliebe und Misanthropie, ein enzklopädisches
naturwissenschaftliches Wissen und literarische Spielfreude treffen.
Bis heute ganz unverwechselbar.
Da ist noch etwas anderes, dass bislang in der Betrachtung von Lems
Gesamtwerk nur wenig, bis gar nicht hervorgehoben wurde. Es ist der
Lemsche Typus des erkenntnishungrigen Menschen, in dem immer nur Lem
selbst gesehen wurde. Den Deutschen gilt der Faust als dessen Prototyp,
aber der Faust ist nur eine Primadonna, heute eigentlich nicht viel
mehr als eine schön reimende Opernfigur.
Vergleicht man ihn einmal mit dem aufmerksamen, kühlen, sensiblen und
sarkastischen Peter Hogarth oder den mit dostojewskischer Intensität
und Leidenschaft gezeichneten Ammon Lymphater, der in einem Mono-Dialog
vor seinem Gesprächspartner einen Erkenntnisrausch sondergleichen
ausbreitet und sich über seine geliebte Ameise, die 'Acantis Rubra
Willonsonia' , zur Schaffung einer gottartigen Intelligenz aufschwingt
und mit deren Zerstörung sein Lebenswerk beendet, so sind die Lemschen
Figuren tatsächlich in der Lage, einen wissenschaftlichen Denker von
innen her zu erschließen und seiner Persönlicheit etwas näher zu
kommen, selbst dort wo sie grob gezeichnet sind.
Es ließe sich noch unendlich viel über die Lemschen Universen sagen.
Der bedeutendste Kommentar unserer Kultur zur Autoevolution des
Menschen, enthalten die beiden Reden in 'Also sprach GOLEM', aber das
kann jeder selbst nachvollziehen.
Ich mache jetzt Schluss und wünsche allen viel Spaß beim Lesen und
Wiederlesen.
Tloen
Lem hat sich einmal, in einem Anflug von Verzweiflung, gefragt, wo in
der Welt denn bloß die Para-, Semi- und Psudo-Lems sind? Nun, z.B.
genau hier. Ich bin bekennender Lemianer und nehme zumindest einen
kleinen Pseudo-Lem für mich in Anspruch. Lem bleibt für mich ein
Oxymoron, ein humanistischer Demiurg, ein realistischer Phantast,
jemand der erst einmal alle Schubladen sprengt; nach dem man dann eine
eigene Schublade baut, die seinen Namen trägt und in der sich
Menschenliebe und Misanthropie, ein enzklopädisches
naturwissenschaftliches Wissen und literarische Spielfreude treffen.
Bis heute ganz unverwechselbar.
Da ist noch etwas anderes, dass bislang in der Betrachtung von Lems
Gesamtwerk nur wenig, bis gar nicht hervorgehoben wurde. Es ist der
Lemsche Typus des erkenntnishungrigen Menschen, in dem immer nur Lem
selbst gesehen wurde. Den Deutschen gilt der Faust als dessen Prototyp,
aber der Faust ist nur eine Primadonna, heute eigentlich nicht viel
mehr als eine schön reimende Opernfigur.
Vergleicht man ihn einmal mit dem aufmerksamen, kühlen, sensiblen und
sarkastischen Peter Hogarth oder den mit dostojewskischer Intensität
und Leidenschaft gezeichneten Ammon Lymphater, der in einem Mono-Dialog
vor seinem Gesprächspartner einen Erkenntnisrausch sondergleichen
ausbreitet und sich über seine geliebte Ameise, die 'Acantis Rubra
Willonsonia' , zur Schaffung einer gottartigen Intelligenz aufschwingt
und mit deren Zerstörung sein Lebenswerk beendet, so sind die Lemschen
Figuren tatsächlich in der Lage, einen wissenschaftlichen Denker von
innen her zu erschließen und seiner Persönlicheit etwas näher zu
kommen, selbst dort wo sie grob gezeichnet sind.
Es ließe sich noch unendlich viel über die Lemschen Universen sagen.
Der bedeutendste Kommentar unserer Kultur zur Autoevolution des
Menschen, enthalten die beiden Reden in 'Also sprach GOLEM', aber das
kann jeder selbst nachvollziehen.
Ich mache jetzt Schluss und wünsche allen viel Spaß beim Lesen und
Wiederlesen.
Tloen