Österreich mag ein Paradebeispiel sein, aber die Erscheinung Mediokratie ist ein weltweites Phänomen, das viel zu wenig Beachtung erfährt. Notorisch ist etwa der bestimmende Einfluss der Murdoch-Presse in Britannien und Australien, auch da parteiübergreifend. Was scherts mich, wer unter mir Premier ist. Medien sind mächtig und die Ethik kapitalistisch. Rentieren muss es sich, Money first.
Neben den Medienkonzernen, die Blätter oder Sender mit grosser Reichweite ihr Eigen nennen, gibt es aber auch viele kleine, an sich unbedeutende, die sensationalistisch unterwegs sind. Die inzwischen berüchtigten Facebook-Algorithmen, die dafür sorgen, dass aufregender Unsinn gepusht wird, sind funktional ein alter Hut. Jede Privatradio oder -blättchen-Klitsche kann nach dem gleichen Prinzip arbeiten, nur eben mit Offline-Mitteln und sehr viele tun es auch. Je bescheidener die formale Bildung im betreffenden Land, umso eher kann man so die Reichweite und damit die Werbeeinnahmen entscheidend steigern. Und irgendwann reichts, um politische Kampagnen zu fahren, hier eine Kandidatur an die Wand fahren, dort einer anderen den medialen Goldteppich auslegen.
Die Tendenz ist stets diesselbe. Niemanden ist zu trauen, ausser eben dem Medium. Je misstrauischer eine Bevölkerung, umso leichter fällt sie auf Schlangenölverkäufer herein. Und diese haben schon immer ein Riesengaudi veranstaltet und viele Menschen angezogen. Man wird darin bestärkt, nicht geprüften Argumenten zu vertrauen oder eben nicht, sondern der sich äussernden Person. Wenn es Tronald sagt oder Kurz, trifft es zu, eben weil er es sagt. Damit wird Politik auf eine irrationale, manipulative Basis gestellt. Wenn die mediale Gunst entzogen wird, ist in den meisten Fällen auch das Vertrauen weg. Nur wenige Charismatiker schaffen es, sich dennoch durchzusetzen.
Medien sind die neuen Kirchen. Nicht alle, aber viele. Damit wird das Habermas'sche Diktum vom zwanglosen Zwang des besseren Arguments, der die Öffentlichkeit leiten soll, ad absurdum geführt.