Pnyx (1) schrieb am 12.06.2024 03:59:
Schmids Sicht der Dinge ist plausibel. Der von sich selbst überaus eingenommene Macron will durch ein Gambit, die geopferte Figur ist hier der aktuelle Ministerpräsident Attal, bessere Startbedingungen für seinen Wunschnachfolger generieren, der erst in drei Jahren zur Wahl stehen wird. Wie Schmid sagt, geht er davon aus, dass die Rechtsextremen über ihre eigne politische Tölpelhaftigkeit sowie die objektiv äusserst komplexe Situation stolpern, sich selbst entzaubern werden.
Anzunehmen ist aber, dass er seine politischen Gegner damit unterschätzt. Ohnehin ist die weitere Entwicklung ungeheuer schwer vorauszusehen in einer Situation, in der der Ukraine-Konflikt jederzeit in eine direkte Auseinandersetzung zwischen Russland und den nato-Staaten ausarten kann. Es wird viel davon abhängen, was für einen Weg eine RN-geführte französische Regierung im Ukraine-Konflikt einschlüge.
Vielleicht will sich Staatspräsident Macron mit den vorgezogenen Neuwahlen zur Nationalversammlung - ausgehend von einer Niederlage - auf die Außen- und Sicherheitspolitik konzentrieren, wo er ausgesprochen weitreichende Machtbefugnisse hat.
In Sachen Innenpolitik, vor allem bei den Themen Wirtschaft und Soziales war Macron mit seiner sehr marktliberalen Politik nicht wirklich erfolgreich. Hier traue ich Marine Le Pen und dem RN eine sozial ausgewogenere Politik zu.
Dann bestünde die Kohabitation zwischen Macron und Le Pen darin, Außen- und Innenpolitik zum Teil zu trennen.