Der Artikel ist mehr als unzureichend. Gewiss verdient Frau Ginsburg, als Karrierejuristin zu einer Zeit, als Frauen der Zugang zu akademischen Juristenclubs nicht minder versperrt war als Negern und Hunden, einigen Respekt. Dieser Respekt wurde und teilweise wird Ihr auch aus dem konservativen Lager in den USA gezollt, und ihre Minderheitsvoten haben Beachtung gefunden, in Rechtsprechung wie juristischer Literatur, und sie sind nicht auf Feminismus, Gleichstellung oder gar Diversity zu reduzieren (was alles drei für sich nichts Schlechtes ist).
Leider entbehrt Herrn Kleinebeckels Laudation jeglicher Fachkenntnis über Rechtswissenschaften im Allgemeinen und das US-Rechtssystem im Besonderen, er wird daher der Leistung Justice Ginsburgs auch in keiner Weise gerecht. Es fehlen da Informationen, die er auch aus Artikeln, wie sie in realclearpolitics.com zu lesen waren, hätte beziehen können.
Auch kritische Betrachtungen bleiben komplett aussen vor. Ist es wirklich eine gute Sache, wenn Menschen, egal ob Mann oder Frau (oder Dingens), ob konservativ oder progressiv, bis zum Sarg, schlimmstenfalls als sabbernde und unter sich lassende Idioten, in einem so mächtigen Amt verbleiben? Das betrifft nicht nur Frau Ginsburg, die nach allem, was man weiss, guter körperlicher und geistiger Gesundheit ist, trotz ihres Alters, aber wohl auch nicht mehr die Regsamkeit und Leistungsfähigkeit früherer Zeiten haben dürfte. Solcher Menschenverschleiss bis zum Abtreten ist auch unmenschlich.
Schlimm sind die Kommentare, da tobt der rechte Pöbel, der die Foren grossenteils übernommen hat oder zu dem viele auch eingesessene Foristen konvertiert sind, auf Damischniveau und darunter. Denken ist da offenbar nicht angesagt.
Ja, man kann und sollte das Gender Pay Gap kritisch sehen. Es gibt auch das Gleichheitsparadox, dass in Ländern mit hoher Gleichberechtigung weniger, nicht mehr Frauen sich für "Männerberufe" entscheiden. Es gibt auch das Gender Death Gap, dass zwischen 80 und 95% der berufsbedingten Todesfälle auf Männer entfallen, ein Thema, bei dem nicht nach Gleichstellung gerufen wird, weder von Politikern noch von Juristen.
Feminismus war in der Vergangenheit eine Menschenrechtsbewegung, heute ist er eine grossenteils mittelständische Lobby. Nun sind Lobbies in einer pluralistischen Gesellschaft nichts per se Schlechtes, und Lobbying für Frauenrechte erst gerade nicht. Aber hier sollte der moralische Predigerton abgerüstet werden.
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