Ich widerspreche.
Wenn dein Kind getötet wird, kann es nie wirkliche Gerechtigkeit geben. Es gibt nichts, was das wieder gut machen könnte.
Es ist elementar wichtig, dass das Verbrechen aufgeklärt wird, die Täter alles auf den Tisch legen und die formale Ordnung hergestellt wird. Dieser etwas bürokratische Prozess an dessen Ende ein angemessenes Urteil steht hilft allen Beteiligten bei der Verarbeitung. Eine Strafe, die die Täterinnen vernichtet, bringt in dem Ritual - und um ein solches handelt es sich - keine Verbesserung.
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass zwölfjährige sehr genau wissen, was Unrecht und Verbrechen ist. Und sie erwarten auch eine Strafe. Gerade bei einem Kind ist "wegsperren" sicher nicht die Lösung. Die Kinder werden irgendwann erwachsen. Was für Menschen sollen es dann sein. Wenn die Mädchen nicht vollkommen gestört sind, werden sie ohnehin lebenslang unter ihrer Tat leiden. Da ist schon eine echte Betreuung erforderlich.
Es lohnt auch nicht, sich lautstark zu empören. Am Ende sind es Kinder, deren Hirn noch nicht so ausgebildet ist. Pubertät, Hormone, fehlende Impulskontrolle. Man kann es auch sehen als Unfall der menschlichen Art. Sicher schadet es aber nicht darauf zu schauen, was daraus zu lernen ist. Eine Verschärfung des Strafrechts nach unten kommt mir nicht hilfreich vor.
Tatsächlich hat die Tat so viele Menschen erschüttert, dass die "Reparatur" nicht allein eine Sache der Beteiligten ist. Da muss meiner Meinung nach der Persönlichkeitsschutz nicht übertrieben werden. Wer sich auch als Kind so hart gegen die Grundsätze unseres Zusammenlebens stellt, der hat auch eine gewisse Bringschuld. Auch die Nachbarkinder sind traumatisiert und sollen verstehen, wie es dazu kam und wie es zu bewältigen ist.