Tabu-Themen werden natürlich auch diskutiert, aber nur im kleinen Expertenkreis. In totalitären Staaten gibt es viele Tabu-Themen bzw. Tabu-Ereignisse, die der öffentlichen Diskussion vorenthalten werden. z.B. in der DDR alle Vergehen höherer Funktionäre. Das bedeutete nicht, dass es keine Diskussion und Bestrafung gab, aber das fand alles im kleinen Kreis statt. Gleiches galt für schwere Unfälle: man war schon sehr daran interessiert aufzuklären, wie es dazu kam und Vorkehrungen zu treffen, dass sich künftig nichts Ähnliches ereignet. Aber bitte nur in der Expertenrunde und nicht in breiter Öffentlichkeit, wobei sogar meistens die Expertendiskussion vollkommen für die Ursachenklärung ausreichte (und natürlich wurde im Rahmen des Möglichen auch alles getan, um die Ursachen abzustellen).
Wenn es für die Aufklärung eines Mordfalles (insbesondere an einem Kind) notwendig war, Wissen und Beobachtung unbekannter Zeugen zu erlangen, dann wurde die Öffentlichkeit auch informiert und um Mithilfe bei Aufklärung gebeten. Tötungen in medizinischen Einrichtungen durch Mitarbeiter wurden aber streng geheim untersucht.
In demokratischen Staaten gibt es ein Recht der Öffentlichkeit auf Information, auch wenn diese Information und die nachfolgende öffentliche Diskussion wahrscheinlich nicht viel zusätzlich (zur Expertenmeinung) bzgl. Ursachenklärung und bzgl. sinnvoller Maßnahmen künftiger Vermeidung bewirkt, von diesem Standpunkt aus eigentlich überflüssig ist. Aber die Öffentlichkeit ist mit Recht erbost, wenn ihr gesagt wird, das ist eine überflüssige Information, die ihr nicht braucht um irgendeine Vorsorge zu treffen und eure Kommentare und Vorschläge künftiger Vermeidung brauchen wir nicht.
Wann ist also so ein Vorenthalten von Information zu Einzelheiten und Hintergründen berechtigt. Ich würde sagen, wenn die Würde eines Menschen dadurch verletzt wird.
Keine Einzelheiten also zur Alzheimererkrankung einer bekannten Persönlichkeit oder nur sehr ausgewählt und nach dem Tode (aber in Expertenkreisen natürlich auch in den schlimmen Einzelheiten diskutiert). Im Fall von Minderjährigen, die töten wäre es am besten, wenn ein fiktiver Fall erfunden würde, der etliche Jahre zurück liegen soll und von dem erst jetzt Einzelheiten und Hintergründe bekannt würden, die eine Beleuchtung und Diskussion über Töten durch Kinder ermöglicht, ohne die jetzt lebenden echten Täterinnen zu stigmatisieren