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mehr als 1000 Beiträge seit 03.06.2003

Grievance Studies

Meiner Ansicht nach geht es heute immer mehr um die persönliche Vorteilnahme. In dem Thema steckt mittlerweile sehr viel Geld und sehr gut bezahlte Jobs. Vor allem im Bereich des Consulting.

Der Bereich der Gender Studies, von Hellen Pluckrose, Peter Boghossian und James Lindsay im Zusammenhang des "Sokal Squared Scandal" Grievance Studies getauft, ist ein Spielplatz für Aktivisten mit akademischen Chic, die für ihre identitätspolitischen Ziele und Thesen Evidenz kreieren.

Mir ist unerklärlich wie eine wissenschaftliche Arbeit ernsthaft einfach den Stundenlohn von Männern und Frauen summiert und den Durchschnitt als "Gender Pay Gap" definiert ohne nach Beruf, Bildung, Berufserfahrung und Arbeitszeit differenzieren zu wollen.
Seit dem geistert diese ominöse Zahl von ~20 % durch die Geschichte, obwohl sie ohne Erklärung absolut falsch ist. Sie hört sich aber gut an und damit diese hohen Zahlen nicht verschwinden, wurden sie kurzerhand als "unbereinigt" statt falsch deklariert. Dies zu verstehen, obliegt dann der Selbstbildung des Gegenübers.
In den meisten anderen Bereichen würden wir solche Zahlen entschieden zurückweisen.

Jetzt kommen seit einigen Jahren Kritische Theorien auf den Weg, wo das Ziel offenkundig ist. Ob ein bestimmter Umstand vorliegt, ist gar nicht mehr die Frage, sondern nur noch wie man ihn bewiesen bekommt. Die Erzählung bestimmt die Realität und Fakten verlieren ihren Stellenwert. Die Definition von Begriffen wird ständig angepasst, weil die Thesen und Argumente wie kürzlich bei der Ablehnung des brandenburgischen Parität-Gesetzes durch das Verfassungsgericht immer mehr allgemeinen Werten zuwider laufen. In Gesetze gegossene Anti-Diskriminierung zeigt sich hier zunehmend als Hindernis.

"Sexismus gegen Männer und Rassismus gegen Weiße gibt es nicht. Dazu fehlen die nötigen Machtstrukturen." — Spiegel/Zeit, diesen Sommer

Wer an solche Definitionen glaubt, der händigt unzähligen einen Freifahrtschein aus, weil er das Thema nur über die Gruppe betrachtet und einseitig angewendet sehen will.
Natürlich ist jemand, der sich im Internet abfällig über Männer als solches äußert, ein Sexist. Ganz gleich, ob er oder sie das umsetzen kann oder nicht. Obwohl dem im Internet gegen Frauen/Ausländer hetzenden Maurer Detlef M. persönlich die Machtstrukturen fehlen, da seine Ansichten nicht mehrheitsfähig sind, ist er dennoch ein Sexist/Rassist. Das sehen wir sofort. Andersherum wird mit atemberaubender Akrobatik relativiert und geleugnet.

In Schweden gab es vor ein paar Jahren ein feministisches Musikfestival, bei dem "Cis-Männer" erst als ausgeschlossen, dann als unerwünscht bezeichnet wurden. Cis-Männer, die zum Staff gehörten, mussten sich in markierten Zonen unter Aufsicht aufhalten. Es wurde behauptet von Cis-Männern ginge eine grundsätzliche Gefahr aus.
Der schwedische Staat verhängte völlig richtig ein Bußgeld aufgrund der Diskriminierung.
Die Veranstalter hielten auch später an ihrem Konzept fest.

Identitätspolitik spielt hierbei eine zentrale Rolle. Ohne sie ließen sich Thesen wie eben genannt gar nicht erst aufstellen.
Ist sie zum Teil ein wichtiges Instrument zugunsten einer Sichtbarkeit, verkehrt sie sich bei fortlaufender Forcierung in eine egozentrische, entmenschlichende und absolut illiberale Gedankenwelt, die sich nur noch mit der Situation der für sich beanspruchten Gruppe beschäftigt und das Individuum vollständig ausblendet. Da man sich in einer ideologischen Einbahnstraße befindet, in der zunehmend nur noch die eigene Wahrheit von Bedeutung ist, gewinnt der Glaube über die Realität und das Verhalten wird im wahrsten Sinne des Wortes religiös.

Prämissen werden wie Gebote vorgetragen und sind indiskutabel. Mit Kritik wird wie mit Ketzerei verfahren und die Sünder müssen öffentlich ihre Läuterung demonstrieren (Cancel Culture). Wer sich dem widersetzt, riskiert seine berufliche und gesellschaftliche Zukunft. Ein Umfeld, welches sich dem nicht anschließt, riskiert, dass sich der Vorwurf der Sünde auf auf sie ausweitet.
Das ist wahrhaft gelebte Machtstruktur, die eine autoritäre Gesellschaft ermöglicht, in der der Diskurs dem Konformismus geopfert wird und Menschen, die sich dem nicht unterordnen, schlicht verschwinden.

Dabei geht es längst nicht mehr nur um Männer und Frauen, Cis oder Non-Binär.

Die Gefahren dieser zunehmend um sich greifenden Einstellung ist viel breiter und weitreichender als die systematische Degradierung des männlichen Geschlechts oder das, was gemeinhin als "heteronormativ" bezeichnet wird.
Bei uns ist dies in der breiten Gesellschaft auch noch nicht so fortgeschritten wie in anderen Regionen.
In den USA hat es eine ganze Reihe an feministisch motivierten Gesetzesnovellen gegeben, die selektiv bei unterschiedlichen Fragen die Rechte von Frauen über Männer stellen. Im Bereich der Rassismus-Debatte, wo die moderne Kritischen Theorie am fortgeschrittesten ist, geht es dagegen mittlerweile darum ob Rationales Denken und Mathematik schon rassistisch sind.

Ich kann die amerikanische Doku The Red Pill empfehlen und Einzelpersonen wie John McWhorter, James Lindsay (new discourses, cynical theories), Coleman Hughes und Glenn Loury. Letztere Personen beschäftigen sich mehr mit dem Thema Rassismus, aber vor allem auch mit Kritischen Theorien, die auch im Bereich der Gender Studies sowie dem modernen Feminismus eine große Rolle spielen.

Eine Anekdote zum Schluss: ich war einst mit linksautonomen Leuten im Rahmen einer Demo unterwegs. Eine Frau schlug ihrem Freund mit ernstem Ton vor, er möge nur noch da öffentlich pinkeln, wo sie es auch könne. Schließlich sei das eine Frage der Gleichberechtigung.
Wären die Rollen vertauscht, hätten das alle anwesenden einstimmig als übergriffig empfunden.

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