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  • SundancerY2K

221 Beiträge seit 13.07.2024

Re: Ich habe ja keine Ahnung,

Geringverdiener i. R. schrieb am 29.07.2024 20:20:

Ich habe persönlich nur Menschen kennengelernt, die zum Thema Corona wild spekulierten (also die Leugner) und andere, die wussten, dass sie nichts wussten, und sich daher mit ihrer Meinung bedeckt hielten. Dass es Kritik an Maßnahmen gab, habe ich selten erlebt. Ich habe immer nur Geschichten gehört von „Vorsatz“, „Plandemie“ und von „bösen Mächten“, die irgendwas mit uns machen wollten. Da war nichts dabei, was als Kritik durchgegangen wäre, denn Kritik kann es nur an Aktionen geben, nicht an Vermutungen. Einzig die unselige Geschichte mit der Zwangsimpfung, die mal kommen sollte, dann nicht, dann wieder doch, könnte man als Kritik ansehen. Aber das war IMHO vor allem mal eine Fackel, die von Medien zu ihren eigenen finanziellen Zwecken in die Bevölkerung gehalten wurde.

Wenn Sie tatsächlich nur solche Geschichten gehört haben, dann tut mir das Leid und dann verstehe ich auch, wie Sie zu Ihrer Wahrnehmung kommen.
Ich habe es tatsächlich genau umgekehrt erlebt: Menschen waren kritisch, hatten Zweifel, z. B. an der angeblich nebenwirkungsfreien Impfung, die zuverlässig auch vor der Weitergabe des Virus schützt - und wurden dafür als "Coronaleugner" und Verschwörungstheoretiker ausgegrenzt. Heute wissen wir: vieles von dem was Kritiker der Coronamassnahmen benannt haben war nicht nur richtig, es war auch "der Wissenschaft" damals schon bekannt. Das wissen wir spätestens seit der Veröffentlichung der RKI-Protokolle.
Und deshalb ärgert es mich, wenn ich heute noch pauschal von "Coronaleugnern" lesen muss - auch wenn ich Ihnen glaube, dass Sie vorrangig solche kennen gelernt haben.

Was das „für den Frieden einsetzen“ angeht, so habe ich in den 1970er und 80er-Jahren die Friedensbewegung durch meine Diskussionsbeiträge und Anwesenheit unterstützt, wo es nur ging. Bonner Hofgarten, etc. Dann kam der Moment, an dem mir klar wurde, mein Friedenswunsch, so mächtig er auch sein mag, wird nicht von allen Menschen geteilt. Sich für Diplomatie einzusetzen, ist immer richtig. Konflikte durch Gespräche zu beenden und gar nicht erst entstehen zu lassen, ist die oberste Pflicht eines jeden Staatsdieners. Das sehe ich weiterhin so.

Aber haben wir im Januar und Februar 2022 nicht alle die Bilder gesehen, wie Staatsoberhäupter aus vielen europäischen Ländern und selbst Diplomaten aus den USA an einem absurd langen Tisch mit Putin gesessen haben, um die sich anbahnende Situation vor der Grenze zur Ukraine zu entschärfen? Putin sagte damals, das sei nur eine militärische Übung. Das haben ihm nicht alle geglaubt. Und selbst nach Kriegsbeginn wurde mit Putin telefoniert und geredet und besucht. Ich bin maßlos enttäuscht von denen, die fehlende Diplomatie im Krieg mit der Ukraine bemängeln.

Putin glaubt, seinen Willen umsetzen zu können. Und es ist egal, wie viel ungesüßten Kamillentee wir mitbringen, um ihn davon abzubringen. Mir scheint, wenn wir die Ukraine als „Problem anderer Leute“ eingestuft hätten, dann wäre die Ukraine erobert worden. Die Ukrainer wollten das nicht. Hätten wir sie im Stich lassen sollen? Hätten wir sagen sollen, das geht uns nichts an? Wer für Verhandlungen und Diplomatie ist, sollte diese Punkte bedenken. Sonst ist er nichts weiter als ein Friedensschwärmer, der dem Krieg Tür und Tor öffnet.

Relevant sind ja nicht die Bilder westlicher Staatschefs, sondern was diese dann tatsächlich mit der russischen Führung besprochen haben. Auf das, was den Russen wichtig war, wurde definitiv nicht eingegangen, wie wir heute wissen: denn der Versuch Russlands im Dezember mit dem Westen über die vorhandenen Sicherheitsbedenken ins Gespräch zu kommen wurde von den USA ja zurück gewiesen.

Und auch darüber hinaus gibt es sehr klare Hinweise darauf, dass "der Westen" nicht zu einer diplomatischen Beilegung des Konfliktes bereit war. Denn es gab ja schon kurz nach Kriegsbeginn sehr aussichtsreiche Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine.

«Wir waren Mitte April sehr nahe, den Krieg mit einem Friedensschluss zu beenden», erzählte Olexander Tschali, einer der ukrainischen Verhandler, bei einem öffentlichen Auftritt im Dezember 2023. (Quelle: NZZ)

Und dass es zu keiner Einigung kam, lag prowestlichen Beobachtern der damaligen Gespräche zufolge sehr wesentlich auch am "Westen".

Näheres dazu kann man z. B. im Tagesspiegel lesen.

Dem damaligen Premier Israels, Naftali Bennett zufolge soll es „eine 50-prozentige Chance“ gegeben haben, einen Waffenstillstand zu erreichen.

und weiter erfährt man dort:

Im Interview mit dem israelischen Journalisten Hanoch Daum, das Bennett auf seinem Youtube-Kanal veröffentlicht hat, berichtet er von erheblichen ukrainischen und russischen Zugeständnissen. Aus seiner Sicht haben vor allem Großbritannien und die USA den Waffenstillstand verhindert.

Die Links zu den Quellen:
https://www.nzz.ch/international/wie-russland-und-ukraine-eine-chance-verpassten-den-krieg-zu-beenden-ld.1827138
https://www.tagesspiegel.de/internationales/israels-ex-premier-befeuert-vorwurfe-wie-nah-kamen-kiew-und-moskau-einer-friedenslosung-9326102.html

Es ist also mehr als fraglich, ob man seitens des Westens wirklich ernsthaft versucht hat diesen Krieg auf diplomatischen Wege zu verhindern.

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