Die Studie zeigt also ein geteiltes Bild: Einerseits erkennen die Menschen in Deutschland die Leistung der Medien an, andererseits gibt es Kritik und ein Gefühl der Entfremdung. Es bleibt die Frage, wie die Medien dieses Vertrauen zurückgewinnen und die wahrgenommene Kluft überbrücken können.
Die Frage nach der Überbrückung dieser (augenscheinlich einseitig nämlich durch die Rezipienten festgestellten) Kluft findet meiner Meinung nach ihre Antwort in der Art und Weise, wie gefühlt immer mehr Inhalte den Eindruck propagandistischer Zwecke erwecken, was insbesondere bei den ÖR Medien den Anschein hervorruft, uns mir wird eine "offizielle Wahrheit" einer nunmehr gefühlt total "präsentierten Demokratie" verkündet.
Was erwarten Leser, die sich nicht repräsentiert fühlen?
Was kann man von Medien überhaupt erwarten? Von den von mir rezipierten ÖR Medien erwarte ich im Hinblick auf ihren Auftrag allerdings ein (bereits seit Jahren unterschrittenes) Mindestmaß an Repräsentation; das betrifft konkret NDR Info, ganz besonders Format und Inhalt des täglichen Podcast 11km reißt eine von mir wahrgenommene Kluft zwischen vermitteltem Anspruch (der Name soll auf die Tiefgründigkeit des Mariannengraben anspielen) und Erwartungen, dass - nur zum Beispiel - m.M.n. seit längerer Zeit angebrachte Zweifel an einer stets betonten "Unterstützung" der Ukraine zumindest einmal überhaupt Erwähnung verdienten. Oder, anderes aktuelles Beispiel, ob wir nicht vielleicht wieder auf Gerichtsurteile warten sollten, bevor unsere Bundesinnenministerin Faeser in mehreren Fällen kurz hintereinander ein realpolitisches Urteil über die Medien präsentierte... die tanzt selbstbewusst auf der - gesellschaftlich erbauten, und von den Medien unterhaltenen - Brücke über der besagten Kluft.
Zu einem Positivbeispiel, oder: Ausnahmen bestätigen die Regel. Habe mir vor ca. einem Monat aktiv vorgenommen, auch zukünftig meine Erwartungen an Telepolis nicht zu hoch zu schrauben, eben weil ich schwer begeistert bin, dass dieser Leuchtturm in meiner Vorstellung einer Medienlandschaft so prächtig erscheint, einschließlich des Gefühls, selbst meine Sichtweise würde in dem einen und anderen Artikel ja glatt repräsentiert.
Wider die Kritiker eines von der Redaktion skizzierten und Qualitätskriterien gerahmten Leitbild hielt und halte ich, aus Sicht eines (dergestalt gut betreuten) Lesers, genau das für einen in die Redaktion vertrauensbildenden Zug. Denn der an die Lesenden vermittelte Anspruch an die hauseigene Arbeit trifft sich gut mit meinen Erwartungen.
Et apropos. Vielleicht kennen die Spender an andere sogenannte alternative Medien, die nicht selten zum Spenden für ihre Arbeit aufrufen, auch dieses Phänomen einer im eigenen Gefühlshaushalt festzustellenden Entlastung, wenn man sich irgendwie bei einem favorisierten Medium erkenntlich zeigen kann.
So gesehen hätte wohl bereits jede per E-Mai eingereichte Fehlermeldung als Vorschlag zur Verbesserung eines Artikels eine kaum zu leugnende egoistische Komponente, gleichwohl es gleichzeitig ein Versuch konstruktiver Unterstützung sein kann in der Hoffnung, im Gegenzug irgendwie auch mal behilflich zu sein.
Vor diesem bestimmt ganz schön schwurbelig daher gekommenem Hintergrund habe ich mich über das Angebot durch Heise zur Unterstützung von Telepolis regelrecht gefreut:
»Unterstützen Sie Qualitätsjournalismus auf Telepolis!«
Ob ich diesem Zusatzangebot zur persönlichen Entlastung widerstehen konnte oder nicht möchte ich hier bewusst offen lassen - was auch eine Form des virtue signalling scheint: Ich möchte auch weiterhin ausdrücklich dieses Medienangebot nicht als eine explizite "Community" verstanden wissen, wider dem Bekunden dieses Hauses (...dies als sozusagen einzelnen Kritikpunkt, nämlich an der Wortwahl samt den Vorstellungen von Erwartungen, die sich streng wörtlich genommen an eine Gemeinschaft knüpfen würden, die kein Online-Medium zu erfüllen imstande wären). Danke für Ihre Arbeit!