DvHinHH schrieb am 10.05.2024 15:11:
nun ja - ob die zu doof sind - wer weiß. Frage ist: was wollen die? Wollen die abends im Kollektiv zusammensitzen und über die Breite des Radwegs an der XY-Straße diskutieren? Oder sitzen die vorm Fernseher und sagen 'da soll sich das Straßenbauamt drum kümmern'.
Früher hat man am Stammtisch oder im Kaffeekränzchen solche Themen diskutiert. Heute passiert das eher in der lokalen Whatsapp Gruppe. Und klar, wer sich nicht für das Thema interessiert, beteiligt sich sowieso nicht, der hat dann aber in aller Regel auch kein Problem wenn sich irgendjemand anders kümmert. Eine Meinungsbildung findet unter den Interessierten aber doch statt, egal auf welchem Weg.
Gib doch mal ein paar praktische Beispiele, wo und wie 'partizipative Demokratie' funktionieren könnte. Es werden Gruppen entstehen, in denen sich die durchsetzen, die in gruppendynamischen Prozessen geschult sind - das werden nicht immer die sein, die 'vom Thema' am meisten verstehen - das weißt du ganz genau.
Naja, ein praktisches Beispiel wäre Stuttgart 21. Da haben sich einige Interessengruppen zusammengefunden, und es sind im Vorfeld von den vertretenen Experten die jetzt in der Umsetzung eingetretenen Probleme ziemlich gut vorhergesagt worden. Man hat diese ignoriert und mit faulen Gutachten diskreditiert, aus poltischer Motivation heraus, anstatt dass man sie ernst genommen hätte und ihre Argumente angehört. Man hätte sich viel Ärger und Kosten ersparen können, hätte man einfach die kostenlos erbrachte Leisung in die Planung mit einbezogen.
Die Problematik der Gruppendynamik, mit diesem Aspekt hast Du sicher recht. Zumindest die die als Sprecher einer Interessengruppe vorne stehen sind nicht unbedingt die, die sich in der Sache am besten auskennen. Das muss aber auch nicht zwingend notwendig sein, solange sie
auf die Argumente der Fachleute hören.
Im übrigen passt dieses Argument nicht nur auf Interessengruppen, sondern noch viel stärker auch auf die ganz normale Parteipolitik. Bei manchen Personalentscheidung fragt man sich wirklich wie diese zustande kommen, mir fallen da auf Anhieb ein Hr. Scheuer und Fr. Lamprecht oder aktuell Fr. Faeser ein. Und um das klar zu sagen, das sind nur die Ersten die mir gerade in den Sinn gekommen sind, wenn man eine Liste aufstellen möchte würde die wohl einigermassen lang werden.
Insofern ist das ein generelles Problem, was ich nicht nur auf die 'partizipative Demokratie' bezogen sehe. Bei einem Vorgang wie einer Volksabstimmung in der Schweiz, wäre dies aber sogar tatsächlich eine Variante, bei der genau diese Problematik nicht auftritt.
nun ja - mein Menschenbild ist deutlich anders als das eines von mit sozialistisch kommunistischen Flausen durchsetzten weltfremden Idealisten.
Diese Aussage empfinde ich als einigermaßen amüsant, wenn ich sehe wie die aktuelle Politik in einigen Bereichen operiert, ganz ohne den Einfluss von 'partizipativer Demokratie'.