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  • /Rak

mehr als 1000 Beiträge seit 26.10.2001

Das Genus ist doch nicht der Sexus...

Denn das generische maskuline Genus für einige Dinge wie z.B. Berufsnamen in der deutschen Sprache ist eben keine "Machtfrage". Sondern - wie von Frau Dr. Kathrin Kunkel-Razum richtig beobacht - eine einfache historische Entwicklung. Wobei eben wie in der Überschrift erwähnt, ein maskulines Genus eben nicht bedeutet, dass das Ding, das mit bezeichnet wird, auch ein Mann ist.

Ich bin mir auch sicher, dass Frau Doktor Kunkel-Razum (sic! das "Doktor" ist eben nicht geschlechtsspezifisch, sondern eigentlich ein historisch entstandener akademischer Grad, dessen Bezeichung sich direkt aus dem lateinischen "doctor" ableitet - und hat nur indirekt mit dem "Herr Doktor" oder der "Frau Doktorin" als Arzt zu tun... ) in ihrem Germanistikstudium diesen Unterschied mal gelernt hat. Aber offensichtlich hängt sie der philosophischen Verirrung des Poststrukturalismus an und möchte die Welt durch einen korrekten Gebrauch der Sprache doppelplusgut machen.

Nur verkennt Kunkel-Razum bei all ihrer Bewunderung für die Veänderung der Gesellschaft durch eine mehr oder weniger autoritäre Sprachplanung zum einen, dass es einen Unterschied zwischen der deutschen Sprache und der deutschen Schrift gibt. Denn in letzterer mag es zwar Binnen-I, Unterstrich, Asterisk und was auch immer geben - aber die Schrift ist eben nur die Belegung von Worten und Morphemen mit bestimmten Symbolen, die sich aus eben den Worten ableiten. Und weder Asterisk noch Unterstrich noch Binnen-I existieren in den gesprochenen Worten wirklich.
Wobei die Worte wiederum selbst aber auch nur eine Symbolbelegung sind. Ein Ding, ein Objekt wird mit einem Wort bezeichnet - aber das Ding, das Objekt, das bezeichnet wird, ist eben nicht das Wort. Und es ist erst recht nicht das Schriftsymbol, mit dem das Wort bezeichnet wird, welches das Objekt bezeichnet. Verändert man also die Bezeichnung für ein Wort für ein Objekt, dann verändert man nicht das Objekt. Und so verändert ein Binnen-I, ein Unterstrich oder was auch immer man für Schriftsymbole verwendet in seinem akademischen, gendernden Elfenbeinturm des "feministischen Diskurses", eben nicht wirklich das Objekt an sich, auch nicht den Umgang der Menschen mit dem Objekt, sondern lediglich nur die Schrift, den abstrahierten und symbolischen Umgang mit Schriftsymbolen an sich.

Was genau der Grund ist weshalb die Menschen außerhalb jener Elfenbeinturmblase fast durchweg keinen großen Wert auf eine "gegenderte Sprache" legen. Und das sind eben nicht nur "alte, weiße Männer, die keine Macht abgeben möchten", sondern das ist ein wirklicher Großteil der Bevölkerung, darunter auch die mit akademischen Grad, weiblich und unter 30 Jahre alt. Auch jene, die ausdrücklich und mit allem Nachdruck für eine Gleichberechtigung eintreten. Wobei es denen aber auch normalerweise nicht darum geht, dass "alte, weiße Männer die Macht abtreten sollen" - die denken in aller Regel erst gar nicht in diesen sexistischen Schubladen, sondern sind zumindest meiner Beobachtung nach schon lange über dieses engstirnige, dogmatische Denken gewisser "Feministinnen" hinaus gewachsen, deren "Feminismus" sich vor allem dadurch auszeichnet, dass man möglichst "noch feministischer", "noch radikaler" ist als die anderen, so dass man "Die beste Feministin" ist, bis hin zur philosophischen Negierung von Objektivität, Ratio, Logik und dem, was man gern mal mit "gesunder Menschenverstand" bezeichnet.

Womit wir wieder beim ideologischen Poststrukturalismus angelangt sind - der "Überwindung" des aufgeklärten Humanismus mit seiner strikten Wissenschaftlichkeit, seiner Objektivität und all jener anderen "Machtinstrumente"... was letztendlich alles bisschen die Züge einer modernen Religion hat. Und Kirtik äußernde Ketzer kriegen dann nicht nur "Keine Plattform!!" (samt gestörten Vorlesungen etc.), man versucht auch gern gleich noch ihre berufliche und wissenschaftliche Karriere und ihr Privatleben zu ruinieren - und das all ihrer Freunde mit, die sich nicht ausdrücklich genug von diesen Ketzern distanzieren. Und entlastend kann man allenfalls noch feststellen: In Deutschland ist das zwar alles noch einigermaßen "gemäßigt" - lediglich in den USA hat man da schon manchmal den Eindruck als sei ein Sovanarola wiederauferstanden und habe ein neues Betätigungsfeld entdeckt...

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