marduks schrieb am 03.07.2021 12:23:
Taiwan ist das bessere China. Wirtschaftlich erfolgreicher, und mit Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.
Die Guomindang war alles andere als demokratisch als sie gegen die KPCh verlor. Diktator Chiang Kai-shek führte eine Einparteienregierung und ging brutal gegen gegner vor, eine reihe von Massakern gehen auf sein Konto. Im Endeffekt war das auch der Untergang der Guomindang. Denn während der Invasion der Japaner und dem zähneknirschenden Waffenstillstand zwischen Chiang und den Kommunisten, traten immer mehr Chinesen den Kommunisten bei. Weil sie von Chiang Kai-shek abgeschreckt waren und mehr Hoffnung auf die Kommunisten setzten.
Erst nach Chiangs Tod kam es zu einem langsamen, schrittweisen Demokratisierungsprozess in Taiwan.
China hingegen wurde durch die KP um Jahrzehnte zurückgeworfen. China ist nicht wegen der KP erfolgreich, sondern trotz der KP.
China wurde lange von vielen zurückgehalten: dem schwachen Kaiserreich am Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts, den kolonialistischen Bestrebungen der Europäer inklusive florierenden Drogenhandels (man lese nach über die Opiumkriege, mit denen das Recht zum Drogenhandel mit Waffengewalt erzwungen wurde), die zerstrittene Republik mit vielen Warlords die alle der nächste Kaiser sein wollten, Chiang Kai-sheks Grausamkeit, die japanische Invasion im zweiten Weltkrieg und Mao Zedongs Versuche an Politik die in Katastrophen endeten: die 100-Blumen-Bewegung, der große Sprung nach vorn und die Kulturrevolution.
Insgesamt wurde China über 100 Jahre lang zurückgehalten, sowohl vom Ausland als auch inländischen Machthabern. Das China sich dann dennoch ab den 70ern so rasant entwickeln konnte liegt vor allen Dingen an Deng Xiaoping. Er führte das Land in eine wirtschafltiche Modernisierung und reformierte auch das politische System zu einem, in dem die Führung regelmäßig ausgetauscht wurde. Ich sehe daher in Xi Jinping durchaus eine Bedrohung des modernen Chinas, da dieser die regelmäßigen Führungswechsel wieder abgeschafft hat.
Also insgesamt wurde China lange gebremst, aber nicht nur von der KPCh, wie es Deine Beißreflexe sagen, sondern von vielen, inklusive europäischen Kolonialisten. Aber der KPCh und insbesondere Deng Xiaoping ist es auch zu verdanken, dass China auf den Kurs zu einem modernen Land kam. Mal sehen wieviel Xi Jinping da schafft kaputt zu machen.
Zur Nummer 1 wird es aber nicht reichen: Ein Land ohne jeder Freiheit, in dem das Wort des Präsidenten gottgleich ist, wird nicht innovativ genug sein um die USA abzulösen.
Die USA ist auf dem Weg seine Weltvormachtsstellung zu verlieren, ob nun mit oder ohne China. Man muss absolut blind sein, wenn man glaubt in den USA ist noch alles OK.
Der Westen kann glücklich sein, dass nicht die Guomindang den Bürgerkrieg gewonnen hat. In diesem Fall wäre China längst die Nummer 1!
Zweifelhaft. Die Guomindang hatte keinen Deng Xiaoping. Stattdessen hatte sie Brutalität und Gewalt gegen Andersdenkende. Ob die Demokratisierung wie in Taiwan so abgelaufen wären, hätte die Guomindang gegen die Kommunisten gewonnen ist auch äußerst zweifelhaft. Ich würde also sagen: sehr, sehr gewagte These.