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  • Karl Sten

mehr als 1000 Beiträge seit 14.08.2015

Re: "zunehmend aggressive Auftreten Chinas in Asien" - das ist Schlicht-Propagan

Goerlitzer schrieb am 03.07.2021 14:05:

Was meint der Autor, den Streit um die Spratley-Inseln, den Konflikt mit Taiwan, das RCEP-Abkommen?

Ich bin kein China-Experte, aber soweit ich das verfolge, ist der Streit um die Spratley eingefroren. Die Anrainerländer wissen sehr wohl, dass sich Chinas verstärkte militärische Präsens im südchinesischen Meer nicht gegen sie richtet, sondern gegen eine mögliche Blockade der chinesischen Schifffahrtswege/Lebensadern durch die USA. China von See her zu blockieren und ökonomisch damit lahm zu legen, wird in diversen US-Think-Tanks seit Jahren diskutiert. Der verstorbene Chef-Geostratege der US-Demokraten, Zbig Brzezinski, hatte in sein letztes Buch "Strategic Vision - America and the crisis of global power" sogar eine Karte eingefügt, in der die "enclosure of China" durch den US-Pacific-Command bereits eingezeichnet ist. Das Buch durfte auf deutsch dann auch nicht erscheinen.

Chinesische Handelswege und Handelsschifffahrt kann ich auch anders blockieren. Früher musste man Häfen blockieren, weil das Meer groß ist und Schiffe schlecht zu finden waren, nachdem sie den Hafen verlassen hatten. Das ist heute dank Satelitten anders. Heute reicht es den Suezkanal für chinesische Schiffe zu sperren, um großen Schaden für China zu erzeugen, weil der Transport um Afrika länger dauert und mehr kostet.

Es gibt wirtschaftliche Gründe für China, weil es im gelben Meer viele Rohstoffe geben soll. Die möchte man nicht mit anderen Nationen teilen.
Es gibt militärische Gründe für China, weil es die Vorwarnzeiten verbessert und die chinesischen strategischen Raketen-Uboote (stationiert auf der Insel Hainan) besser in tiefes Wasser kommen, wo sie schlechter gefunden werden können.

Im gelben Meer laufen übrigen auch die Handelsrouten von Japan und Südkorea in Richtung Europa.

Jeden den das Buch interessiert (gebildete Menschen) kann das Buch auch problemlos im englischen Original lesen.

https://www.amazon.de/Strategic-Vision-America-Crisis-Global/dp/0465061818 Gibt es als Kindle, Hörbuch, ...

Wer des Englischen nicht mächtig ist kann einen Übersetzer wie deepl verwenden.

Ehrlich gesagt kann man nicht erwarten, das jedes ausländisches Buch übersetzt wird. Englisch ist nun mal die internationale Kommunikationssprache Nr 1.

Der Konflikt mit Taiwan hängt stark von der politischen Konstellation in Taiwan ab. Sicher gibt es in Taiwan auch Ängste vor einer Einverleibung mit diversen negativen Folgen. Ansonsten hatte man seit Beginn des letzten Jahrzehnts auf sehr pragmatische Weise kooperiert und sich mit der gegebenen Situation arrangiert. Geschürt wird der Konflikt vor allem von aussen.

Die einzigen die Druck auf die politische Konstellation in Taiwan machen ist die VR China. Und die Situation in Hong Kong hat sicherlich nicht zu Freudensprüngen geführt.

RCEP - das Wirtschafts- und Freihandelsabkommen von 15 Staaten des asiatisch-pazifischen Raums war natürlich ein Schock für den Westen, zumal ihm neben China Länder angehören, die man als asiatische Widersacher Chinas aufbauen wollte (Vietnam, Korea, Japan). In Mainstream-Kommentaren wurde dann z. T. der Eindruck erweckt, RCEP sei ein imperialistische Projekt Chinas.

Fazit: China ist schon heute eine ökonomische Weltmacht, die zum Glück ihre Interessen nicht durch "aggressives Auftreten", d. h. ja vor allem militärisch, durchsetzt.

Das sehen Japan und Taiwan seit einigen Jahren etwas anders.

https://www.handelsblatt.com/politik/international/konflikt-chinesische-schiffe-naehern-sich-erneut-von-japan-beanspruchten-inseln/25816448.html
https://www.tagesschau.de/ausland/asien/taiwan-china-flugzeuge-101.html

Es gibt ja Gründe warum sich gerade Vietnam den USA annähert. Den letzten Krieg hat Vietnam nicht mit den USA sondern mit China gehabt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Chinesisch-Vietnamesischer_Krieg

Länder die mit China kooperieren haben die Option, aus der Kooperation auszusteigen, ohne dass China Militär schickt, wie es im Falle der USA, Frankreichs oder Grossbritanniens geschehen kann. Indien ist aus RCEP ausgestiegen, einige afrikanische Länder haben ihren Austausch mit China zurückgefahren. China steht für eine multi-polare Welt und die USA und ihre Gefolgschaft für die uneingeschränkte globale Hegemonie.

Das chinesische Militär wird die nächsten 10 Jahre auch noch nicht zu größeren Marine Operationen ausserhalb der chinesischen Grenzen in der Lage sein.
China steht für eine Welt mit China im Zentrum. Nicht umsont gibt es die Selbstbezeichnung Reich der Mitte.

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