Für all die Smartphones, Flachbildschirme und Einbauküchen, die wir in immer schnellerem Rhythmus durch neue ersetzen, für all die Autos, Flugzeuge und Serverparks und nicht zuletzt für den wachsenden Fleischkonsum, müssen Wälder und andere Naturräume in Minen und Abraumhalden verwandelt werden.
Gebrauchsgüter schneller ersetzen tut allenfalls das privilegierte Bürgertum der Ersten Welt, welches der Berliner (was sonst) Autor selbst repräsentiert. Die Küche meiner Eltern ist knapp 50 Jahre alt, aber die sind die klassische alte SPD-Klientel.
Viel relevanter dürfte der Aufstieg von Milliarden Menschen weltweit in die Mittelschicht sein. Auch Chinesen und Inder wollen eine Einbauküche.
Die industrielle Landwirtschaft ist ein weiteres Beispiel dafür.
Die industrielle Landwirtschaft hat trotz beispielloser weltweiter Bevölkerungsexplosion zu einem massivem Rückgang des Hungers geführt. Aber über das Thema mag man ja nicht mehr sprechen, weil sonst beim Thema Kapitalismus-Abschaffung wegen Ressourcenverbrauch die Luft raus wäre.
Und übrigens: kein deutscher Arbeitsloser oder Mindestrentner geht in den Bioladen einkaufen.
Wir brauchen meines Erachtens einen Tiefenumbau unseres Wirtschaftssystems: weg vom Primat der Profitmaximierung, hin zu einer Logik des langfristigen Gemeinwohls. Heute kontrollieren 500 Großkonzerne 40 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung und zwei Drittel des Welthandels. Diese Kapitalgesellschaften haben aufgrund ihrer juristischen Konstruktion nur einen einzigen Zweck: das eingelegte Kapital vermehren, koste es, was es wolle – und sei es um den Preis eines verwüsteten Planeten.
Die Konzerne können ihr Kapital nur vermehren, und den Planeten nur "verwüsten", weil immer mehr Menschen immer besser leben wollen. So gut leben wollen wie der Autor.
Wenn man genug Geld für teure Biolebensmittel, und von Paris über New York bis Bali schon alles gesehen hat, sein Leben fußläufig in der Großstadt führen kann, ist es leicht Forderungen zu stellen die von anderen Verzicht fordern. Das ist das klassische Virtue Signaling des satten, privilegierten Wohlstandsbürgers.
Wir brauchen stattdessen wirtschaftliche Institutionen, die dem Gemeinwohl dienen, und einen Staat, der diese Institutionen gezielt fördert und nicht die destruktivsten Branchen der Erde.
Die Marktwirtschaft befriedigt die Bedürfnisse des Konsumenten. Wer ein tolles Produkt hat, was das Leben besser, einfacher, schöner macht, wird reich.
Wer aber definiert, wass das Gemeinwohl ist? Und was wenn die "destruktivsten Branchen der Welt" trotzdem weiter boomen, weil sie Produkte herstellen die Milliarden Menschen auf der Welt wollen? Kommen dann wieder Fünfjahrespläne? Oder wie möchte der Autor erreichen das die Leute nicht zu früh ihre Einbauküche tauschen?
Aber schön das man auf Telepolis so viel Sinn für die große Tradition des Salonkommunisten hat, und sie regelmäßig hier zu Wort kommen lässt... 😬