„Erkenntnis, die aufs Ganze geht, ist in ihrem Erkannten nicht unterzubringen. Jede Totaltheorie scheitert an der Unmöglichkeit einer solchen Einbeziehung ihrer eigenen Prozessfunktion in ihre Rechenschaft über das, was geschieht, dass die Rechenschaft wahr bliebe. Die Stelle, an der diese nicht aufgeht, nimmt sie selbst als Ereignis ein.“
Zu ähnlichem Befund kommt Edgar Morin in seinem sechsbändigen Werk "Die Methode", 1976 -2005, eingeleitet durch sein 1973 erschienenes Buch "Le paradigme perdu", deutsch, 1974, mit dem schwachsinnigen Titel "Das Rätsel des Humanen".
In diesem Werk geht Morin der Frage Komplexität gründlich und umfassend nach, wie kein zweiter. So lauten denn auch die Titel der Bände 1 "Die Natur der Natur", 2 "Das Leben des Lebens", 3 "Das Bewusstsein des Bewusstseins", u.s.f.
Die Lektüre erfordert denn auch ein sich Einlassen auf Komplexität, bis einem der Kopf schwirrt. Natur ist als Wort Teil der Kultur, ist also nur von der Kultur her zu verstehen und Kultur ihrerseits ist Teil der Natur.. Man hat es also mit Rückkoppelung zu tun und, noch nicht genug, jeder, der sich damit auseinandersetzt, ist, unvermeidlich, in diese Rückkoppelung eingebunden. Objekt und Subjekt sind Begriffe, und nur als Teil der Kultur existieren sie, müssen neu bestimmt werden. Die traditionelle Wissenschaft, ebenso wie die Esoterik sind Schnee von vorgestern.
Einflossen auch Bücher von Erich Jantsch "Die Selbstorganisation des Universums". an dessen Entstehen ich als Student teilnahm, während einer Gastprofessur 1977/8, ermöglicht durch Ernst-Ulrich von Weizsäcker an der GHK Kassel, sowie die Bücher von Ilya Prigogine, Nobelpreisträger 1977 für Chemie, zur Komplexität und auch Bruno Latours Bücher "Parlament der Dinge" u.a.
Während dieser Zeit nahm ich auch mein Studium bei Sonnemann und Hans Kilian; "Das enteignete Bewusstsein" auf.
Kassel war damals der Hotspot der philosophischen und wissenschaftlichen Innovation. Auch Lucius Burckhardt, "Wir selber bauen unsere Stadt", 1951 lehrte dort.
Seitdem leitet mich die Frage nach Komplexität und Selbstorganisation.
"Es kömmt nicht darauf an, die Welt zu interpretieren, sondern sie zu verändern", hat ein gewisser K.M. geschrieben - und - jedes Denken und Schreiben verändert die Welt. bzw. erschafft sie stetes aufs Neue.