Uns Wagenknecht-Gegner mit strammer Funktionärs-Biografie wie Bodo Ramelow, Bernd Riexinger oder Helmut Holter als Teil eines progressiv-linksliberalen Lagers darzustellen, ist natürlich gewagt bis unsinnig.
Ebenso fragwürdig ist es, Wagenknecht-Anhänger wie Amira M. Ali, Selim Dagdelem oder Alexander Neu zu Konservativen stempeln.
Die vermeintliche sozio-kulturelle Spaltungslinie wird genutzt, um davon abzulenken, worum es wirklich geht. Linke Amts- und Mandatsträger der mittleren und höheren Ebene wollen die Partei als eine Art Re-Inkarnation der alten SPD im herrschenden Block verankern. Bei Koalitionsverhandlungen incl. Job-Verteilung will man nicht mehr wegen "Unzuverlässigkeit in Wertefragen" übergangen werden. Diese Leute wissen, dass dafür der Verzicht auf grundlegende Kritik an EU und Nato die wichtigste Voraussetzung ist.
Deshalb hat sich der Vorstand - mit einiger Zeitabstand selbstverständlich - nach der massgeblich von Wagenknecht organisierten Berliner Friedenskundgebung zu diesem Quasi-Rauswurf entschlossen. Gerade in Kriegszeiten müssen die Reihen geschlossen sein. 1914 lässt grüssen!