Das sind die Attribute, die Wagenknecht und Schwarzer sowie den 69 Erstunterzeichnern und den inzwischen 447.000 Unterzeichnern des "Manifests für den Frieden" von der "Waffen für den Frieden"-Fraktion angeheftet werden.
https://www.change.org/p/manifestfuerfrieden-aufstandfuerfrieden
Andere Aufrufe (auch zu den Demonstrationen in Berlin vom 24. bis 26. Februar) finden kaum Beachtung, wie z.B. der folgende:
"Stoppt das Töten in der Ukraine – für Waffenstillstand und Verhandlungen!"
https://www.ohne-ruestung-leben.de/nachrichten/article/stoppt-toeten-ukraine-waffenstillstand-verhandlungen-aktionswochenende-jahrestag-krieg-russland.html
Die Selbstgewissheit derjenigen, die für mehr Waffen und mehr Militär eintreten, um Frieden oder andere Ziele zu erreichen ist unerschütterlich, ihre selbst empfundene moralische Überlegenheit so unermesslich ermächtigend, dass sie Menschen mit anderer Haltung und Perspektive ohne Gewissensbisse zu amoralischen, gewissenlosen, verlogenen und zynischen* Wesen abwerten. Manche Charakterisierung wirkt so, als rechneten die überzeugten Waffenbefürworter die "Frieden schaffen ohne Waffen"-Fraktion gar nicht mehr zur Menschheit.
Die Rigorosität vieler Waffenbefürworter ist so groß, dass sie ohne Einschränkung unfriedlich sind. Die aggressiv vorgetragene Abwertung anderer Positionen und die nahezu totale Ablehnung einer Diskussion mit Kritikern der Folgen und Gefahren von Aufrüstung, Waffenlieferungen usw. deuten jedoch daraufhin, dass die Waffenbefürworter nur über eine scheinbare Selbstgewissheit und Sicherheit ihrer Position verfügen, denn wären sie tatsächlich sicher in ihrer Haltung, würden sie eher geduldig die "verirrten" Rüstungs- und Militärgegner überzeugen wollen.
Die meisten Waffenbefürworter verhalten sich gegenüber den Waffengegnern exakt so wie die Kontrahenten im Russland-Ukraine-NATO-Krieg. Aggressiv und gewalttätig. Art und Ausmaß der Gewaltausübung hängt dabei von der Bewaffnung und den einsetzbaren menschlichen Ressourcen ab.
Diejenigen unter den Waffenbefürwortern, die daran glauben, mit mehr Waffen Frieden schaffen zu können, sollten einmal versuchen, nach einem Jahr Krieg in der Ukraine Bilanz zu ziehen und sich fragen, ob ein Frieden (oder wenigstens ein Waffenstillstand) durch gesteigerte Waffenlieferung (ohne begleitende Verhandlungsaktivitäten) und durch wirtschaftliche Kriegsmaßnahmen näher gerückt ist oder ob genau das Gegenteil geschehen ist.
Zur Klarstellung:
Diejenigen unter den Waffenbefürwortern, die andere Ziele als Frieden verfolgen, also gar nicht Waffen zur Verteidigung, sondern zum Angriff zwecks Vernichtung oder Unterwerfung des Gegners einsetzen wollen, sind nicht Gegenstand meines Beitrags.
Waffenbefürworter und Waffengegner gibt es auf beiden Seiten des Krieges, sowohl beim Angreifer in Russland als auch beim Verteidiger in der Ukraine und im "Westen", der die Ukraine militärisch unterstützt und gegen Russland einen Wirtschaftskrieg führt.
Die Waffenbefürworter versuchen dafür zu sorgen, dass die Waffengegner nicht zahlenmäßig bei Fortdauer des Krieges zunehmen.
Die Etikettierung der Waffengegner als amoralische, gewissenlose, verlogene und zynische* Wesen ist eine Waffe der westlichen Waffenbefürworter, um die Waffengegner im Westen niederzuhalten.
Mit solchen Überlegungen, wie ich sie in diesem Beitrag angedeutet habe, kommt man keineswegs an den Kern der Kriegsursachen heran, aber man muss sich offensichtlich momentan erst einmal durch den ideologischen Nebel, der von der Meinungskakophonie erzeugt wird, hindurcharbeiten, um zu den ökonomischen und machtpolitischen Ursachen vordringen zu können.
* Die Attribute sind allesamt wörtlich in der Berichterstattung durch die Medien oder von Politikern und "Experten" verwendet worden.