aus „Deutsche Geschichte: Der erste Weltkrieg“ von Golo Mann.
Alle sehen sich als angegriffen …
Alle wollen sich entschädigen …
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Nicht die Ziele hatten den Krieg, sondern der Krieg hatte, nachdem er einmal da war, die Ziele ausgeheckt.
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Der Krieg war doch ein Krieg zwischen der friedliebenden Demokratie des Westens und teutonischer Barbarei. Mehr oder weniger glaubten es diejenigen wohl selbst, die es ausheckten und in der neutralen Welt emsig verbreiteten.
Dass die Deutschen Truppen überall auf fremden Boden standen und so sich verhielten, wir sich Truppen im Feindesland noch immer verhalten haben, leistete der alliierten Propaganda Vorschub. So der Unterseeboot Krieg. Friedensverhandlungen musste die englische These freilich gewaltig erschweren: Wie sollte man mit dem Gegner Frieden machen, wenn er wirklich ein Hunne, ein - in den Annalen der Menschheit - beispielloser Verbrecher war?
Je mehr die Bösartigkeit des Krieges sich steigerte, desto mehr steigerte sich die Propaganda, die ihn geistig begründen und nähren musste, desto schwieriger wurde der Friede.
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Im Krieg regiert nicht Staatsweisheit sondern der Krieg; regieren die Männer, Generäle oder Zivilisten, die ihn zu machen verstehen. Der Krieg hat keinen Sinn. Zu dem, was Sinn hat, braucht es keinen Krieg. Ist aber der Krieg einmal da, so legen die Leute einen Sinn in ihn hinein. Sie können nicht glauben, dass all die Opfer sinnlos seien.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (10.02.2023 18:29).