Definiere den Zeitraum früher.
Ich bin der Meinung, früher (in meiner Definition vor der großflächigen Verbreitung von Nachrichten im Internet) war das für den einzelnen überhaupt nicht abschätzbar, ob der ÖRR ausgewogen und vollständig informiert hat. Letztendlich hatte der ÖRR die Deutungshoheit über die Meinungsbildung.
Ich bin alt genug und kann mich noch an die Zeit erinnern, als ich ein- bis zweimal im Monat zum Hauptbahnhof der nächsten Großstadt gefahren bin, um mir Zeitungen der internationalen Presse zu kaufen. Damit war aber bestenfalls ein ganz kleiner Abschnitt des Nachrichtenangebots überprüfbar. Mehr wäre mir aus Zeit- und Kostengründen auch überhaupt nicht möglich gewesen.
Heute ist das so unendlich einfacher, was vielleicht auch zunehmend dazu geführt hat, dass die Einengung des Meinungskorridors des ÖRR überhaupt erst in der Breite sichtbar wurde. Auch wenn ich ebenfalls zur dieser Vermutung neige, was vielleicht mehr über meine Vorurteile als die Realität aussagt, dass das bis zu einem gewissen Grad schon immer so war, eine Beweisführung wäre enorm zeitaufwendig. Daher denke ich, dass so eine pauschale Aussage, das war schon immer so, nicht unbedingt belastbar und zulässig ist.
Letztendlich ist das aus meiner Sicht aber auch egal, kann man rückwirkend sowieso nicht mehr ändern. Wichtig ist, dass mit diesem Manifest ein Denkanstoß geliefert wird, wie man es besser machen könnte. Trägt dies Früchte, wäre ich sogar bereit meine persönlichen Vorurteile gegen den ÖRR zu hinterfragen und überdenken. Solange ich aber keine Taten sehe, bleibe ich skeptisch, das Vertrauen muss erst wieder erarbeitet werden.