Ansicht umschalten
Avatar von szul
  • szul

mehr als 1000 Beiträge seit 25.06.2003

Re: Ein verzweifelter Framing-Versuch?

Fenichel schrieb am 23.07.2021 13:18:

"Seine früheren Kollegen bei dem von Ebay-Gründer Pierre Omidyar finanzierten The Intercept, das als eine der ersten Adressen für investigative Recherchen über die US-Regierung und die Geheimdienste gilt, beschuldigt er nun scharf. Sie seien von einem "Virus" infiziert, "das buchstäblich jede Mitte-links-Mainstream-Organisation, jede akademische Institution und jede Redaktion" befallen habe: ein Lagerdenken, in dem so weit publiziert und kritisch hinterfragt werde, wie es in das eigene ideologische Schema passe. The Intercept habe er 2013 als einen Ort für wahrhaft freien, undogmatischen Journalismus ersonnen. Nun werde es "rasend schnell zu einem weiteren Pressekanal mit ideologischen und parteilichen Loyalitäten, die von Establishment-Liberalismus bis zu weichem Liberalismus reichen, aber letztlich immer in der Unterstützung der Partei der Demokraten verankert sind".

Greenwald wäre damit zu "Links" für TheIntercept geworden?
Weil die unbedingt Biden als Präsidenten wollten?
Aber die Alternative war Trump, da kommt man ins Grübeln...

Dabei sind einige Punkte zu beachten:
1.)
Nicht The Intercept hat sich von Greenwald getrennt sondern andersherum,
und wenn dann wäre Greenwald zu "rechts" geworden, nicht zu "links".
Sein Vorwurf war aber, dass The Intercept zu sehr Pro-Demokraten
(die Partei, nicht das politische System) geworden wäre.
Wenn es denn um Rechts vs Links gegangen wäre.
Es ging um Republikaner vs Demokraten.
Das einfach nur auf Rechts vs Links zu reduzieren
ist zu einfach und in meinen Augen eben Framing.
Da ging es auch um die Personen Trump und Biden.

2.)
Greenwald wurde ermutigt über "eine Medienkritik über liberale Journalisten, die Biden nicht die Fragen stellen, die nachdrücklicher hätten gestellt werden sollen" zu schreiben.
Das war der eine "Erzählstrang" in Greenwalds Artikel.
Was kritisiert wurde war der andere "Erzählstrang",
in dem er der gesamten Medienlandschaft
einen massiven Vertuschungsversuch unterstellte,
und Behauptungen übernahm, die sich nicht belegen liesen.
Es wurde also sogar ermutigt, Kritik an der zu unkritischen Berichterstattung über Biden zu äußern, nur sollte er nichts schreiben was er nicht belegen konnte.
Und auch The Intercept hat immer wieder kritisch über Biden berichtet,
was ja sogar schon ein Gegenbeweis für Greenwalds Behauptung war.

3.)
Wer sich mit der Geschichte um die Emails von Hunter Biden beschäftigt hat,
der weiss dass da wohl nicht viel dran war.
Denn zu der Zeit war Trump noch im Amt,
und hätte so etwas sicher mit Nachdruck verfolgen lassen.*
Und es wurde ja darüber berichtet,
nur verlief sich die Sache recht schnell wieder.
Einen "Vertuschungsversuch" sehe ich da nirgends.

(* Das deutet für mich eher darauf hin,
dass das ganze ein Wahlkampfmanöver von Trump/Giuliani war,
und sie nicht wollten dass diese Tatsache ans Licht kam:
https://www.fr.de/politik/donald-trump-rudy-giuliani-hunter-biden-laptop-daten-diebstahl-usa-new-york-90071150.html )

Bewerten
- +
Ansicht umschalten