Für den Armuts- und Reichtumsbericht der Großen Koalition von 2013-2017 hatte im Jahr 2015 die damalige Arbeitsministerin Andrea Nahles eine Studie zur Responsivität der Politik, und zwar hinsichtlich des Einflusses von Armen und Reichen auf die politischen Entscheidungen von 1998 bis 2015 in Auftrag gegeben, in der auch das Einkommen der befragten Menschen erfragt wurde.
Telepolis brachte hierzu in 2018 einen interessanten Artikel:
https://www.heise.de/tp/features/Westliche-Demokratie-ist-hohl-Reichtum-regiert-4009334.html?seite=all
Das Ergebnis der Studie, kurz und knackig:
Je höher das Einkommen, desto stärker stimmen politische Entscheidungen mit der Meinung der Befragten überein. (…) Was Bürger mit geringem Einkommen in besonders großer Zahl wollen, hatte in den Jahren von 1998 bis 2013 eine besonders niedrige Wahrscheinlichkeit, umgesetzt zu werden.
Sprich, die Politk entscheidet eher für die Interessen der einkommensstarken Bevölkerung ("Reiche") und gegen die der einkommenschwachen ("Arme"). Woran das wohl liegt? Profitlobbyismus vielleicht?
Jedenfalls sollten die Ergebnisse der Studie in den Armuts- und Reichtumsbericht Eingang finden, zwar zusammengefasst, aber mit der Kernaussage enthalten. Nach Prüfung des Armuts- und Reichtumsberichtes durch das Bundeskanzleramt wurden jedoch wesentliche Teile des Berichtes vom Kanzleramt ohne weitere Debatte gestrichen oder umgeschrieben.
Das hatte 2017 lobbycontrol publik gemacht und sogar die Passagen, die im Kanzleramt umgeschrieben oder gestrichen wurden, veröffentlicht.
https://www.lobbycontrol.de/2017/04/armuts-und-reichtumsbericht-die-originaldokumente-zu-reichtum-und-einfluss/
So funktioniert Demokratie! Ganz nach dem antiken Vorbild. In Athen durften ja auch nur Männer wählen, die keine Sklaven waren und Bürgerstatus hatten.
Peace!