hab jetzt 10 min angeguckt und muss sagen:
Der Typ ist "unseriös" um es platt auszudrücken.
Er nimmt einen Begriff aus der Ethnologie, von Graeber geprägt, der Bullshit-Jobs und "überträgt" ihn auf die Wissenschaft.
Jetzt könnte man sagen: cool. Warum nicht?
Nun, weil er den Begriff nicht verstanden hat. Natürlich nicht. Er ist ja auch ein "echter Wissenschaftler" und als "echter Wissenschaftler" unterscheidet er schonmal "echte Wissenschaft" von "nicht echter Wissenschaft" - beispielsweise Soziologie (die mit der Ethnologie eng verwandt ist - eben beides Sozialwissenschaften).
Und alles, was nicht seinen gewünschten Ergebnissen entspricht bezeichnet er als "Bullshit-Wissenschaft" - weil ist ja "fließender Übergang".
Nochmal: Der Begriff "Bullshit-Job" definiert sich über die den Job ausführende Person. Wenn selbige die Existenz der Tätigkeit nicht mehr vor sich und/oder anderen legitimieren kann sprechen wir von Bullshit-Jobs.
Das mag man vielleicht kritisieren, als Naturwissenschaftler ist das natürlich schwer zu verstehen warum solch eine Definition von einem subjektiven Empfinden abhängig ist und nicht etwa von einer objektiven, nachprüfbaren Analyse des Jobs - das tut er aber nicht. Er benutzt einfach den Begriff und fängt an, nicht etwa seinen Job damit zu untersuchen sondern aus seiner Sicht andere Jobs bzw. Wissenschaften als Bullshit-Wissenschaft zu definieren.
Das war bereits nach 5 Minuten - und so könnte man sagen:
Okay, wieder ein "Experte", der meint, weil er in einem Feld der Wissenschaft Ahnung hat hat er alle Felder der Wissenschaft perfekt verstanden und verhaspelt sich, klar ersichtlich für alle, die von diesem Feld Ahnung haben, in Widersprüche. (Das kommt übrigens besonders oft vor, wenn Naturwissenschaftler meinen, sich zu Sozialwissenschaften äußern zu müssen. Anstelle die Tatsache zu akzeptieren, dass sie keine Sozialwissenschaft studiert haben und daher eben nicht wissen wovon sie reden versuchen sie fälschlicherweise der Sozialwissenschaft entweder ein Naturwissenschaftliches Korsett aufzuzwängen oder aber die Wissenschaftlichkeit der Sozialwissenschaft direkt komplett abzusprechen)
Nach 10 Minuten kommt er dann auf seinen "verhassten" Ansatz, wo aus Lehrern Lernbegleiter werden - behauptet mal eben, dass es eine Studie gibt, die das angeblich widerlegen würde... Sozialwissenschaft ist halt nicht seine Stärke. Erfahrungswerte zeigen aber, dass es gerade dieser Ansatz ist, der neben Bullemie-Lernen eben zu den weltweit höchsten Bildungsergebnissen führt. Und das seit jetzt vielen Jahren, jedes Jahr neu bestätigt. Tja, blöd gelaufen.
Und dann kommt er zu "sprachsensibler Didaktik" - und als Diplom-Mathematiker hat er natürlich die Kompetenz, zur Didaktik sich äußern zu können (nicht).
Da hab ich dann abgebrochen.
Noch einer mehr, der meint, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben und schon vom Ansatz her einfach falsch.
Das macht es auch nicht besser, dass wir die selben Feindbilder haben (Bertelsmann) und auch, dass ich viele dieser Ansätze ebenso kritisiere.
Aber eine sozialwissenschaftliche Kritik von jemandem, der nicht einmal die Grundlagen der Sozialwissenschaft verstanden hat ist halt wissenschaftlich gesagt wertlos. Das brauch ich mir nicht weiter angucken.