Schade, dass das meiste der langen Antwort ein Adhominem ist, so kann man dazu wenig sagen.
Ich kenne den Typen nicht, sondern beziehe mich rein auf seine Aussagen. Wenn da ad hominem drinne ist, dann ist das meiner Beobachtung dieses Videos entnommen.
Jeder Wissenschafler sollte ein Basiswissen in Methodik haben und kann daher Arbeiten einschätzen
Das stimmt nicht. Jeder Wissenschaftler sollte wissenschaftlich arbeiten können. Jetzt ist es aber leider so, dass sich die Sozialwissenschaft von der Naturwissenschaft hinsichtlich der Methodiken und Aussagekraft deutlich unterscheiden.
Wenn du einen Begriff von einem Theoretiker nimmst und ihn dir zu Eigen machen willst wie es der Autor ja mit dem Begriff Bullshit-Job getan hat (und er erwähnt Graeber und sogar dessen Definition selbst in dem Video!) dann solltest du dabei auch korrekt vorgehen und den Begriff nicht einfach ummodeln. Beziehungsweise wenn du ihn abänderst, dann erkläre/definiere ihn so, dass klar ist, dass er mit dem Ursprünglichen nichts mehr zu tun hat. So wirkt das auf mich wie jemand, der um besser zu klingen, sich auf einen wissenschaftlichen Begriff stützt ohne ihn verstanden zu haben.
Das ganze dann in einem Rant über die Unwissenschaftlichkeit von anderen Forschern ist halt ein tolles Eigentor. Damit kann man am Stammtisch punkten, aber nicht in einer (von ihm gewollten) wissenschaftlichen Auseinandersetzung.
Die erwähnten Arbeiten sind hoffentlich das untere Ende der Fahnenstange, aber er ist nicht der Einzige, der einen weitreichenden qualitativen Verfall in der Wissenschaft beobachtet.
Ich habe das Video wie gesagt nach 10 Minuten abgebrochen. Es lohnt nicht, sich inhaltlich mit jemandem auseinander zu setzen, der schon in seiner 10-minütigen Einleitung derart viele Fehler begeht. Soviel zum qualitativen Verfall in der Wissenschaft.
Studien die Resultate liefern, die gegen die Gesinnung der Mehrheit sind, werden gecancelt oder gar nicht mehr durchgeführt.
Das stimmt doch nicht. Jede/r kann eigene Studien durchführen. Es gibt niemanden, der einen daran hindert. Was stimmt ist, dass viele Studien nicht mehr finanziert werden. Ich musste meine Feldforschung (Pflicht für Abschluss mind. 1/2 Jahr forschen) auch selbst bezahlen - und eine Betreuung finden, die mit meinem Thema einverstanden ist. Das war aber nicht schwer - also das Betreuung finden. Trotz meines Nischenthemas. Die Finanzierung dagegen schon.
Die Kritik läuft aber in die falsche Richtung, wenn du glaubst, dass Gesinnung dabei eine Rolle spielt. Es gibt wirklich viel zu kritisieren in der Wissenschaft - aber "Gesinnung" spielt da wirklich keine Rolle. Du wirst halt Probleme haben Betreuung zu finden, wenn du heute in der Ethnologie noch versuchst Rassenforschung zu betreiben. Klar.
Aber eine Gesinnung des Mainstream? Wie sieht die denn überhaupt aus?
Nein, es gibt wirklich ganz andere Probleme in der Wissenschaft. Nur mal so punktuell aufgeführt:
- prekäre Beschäftigungsverhältnisse
- Publikationszwang
- Erfolgszwang
- Abhängigkeit der Forschung von sog. "Dritt-Mitteln"
- Vetternwirtschaft
- Nach wie vor Sexismus
- Nach wie vor Klassismus
...