Man möge mich korrigieren, aber hier ging es nicht nur um die Frage,
in wieviel Prozent der in Medien gespielten Musik deutsch gesungen
wird, sondern auch darum, woher der "Künstler"/die Produktionsfirma
etc. kommt.
Insofern kann ich das Phantasieren über Schwarzbraun ist das
Mutantenstadl nicht so ganz nachvollziehen.
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An einige wirtschaftliche Hintergründe der Deutschquote erinnert
z.B.: ein Text in der heutigen Jungen Welt:
http://www.jungewelt.de/2004/09-29/022.php
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Weiterhin taucht hier oft das Argument auf, die Quote würde das
Funktionieren des Marktes stören, und der wäre das wichtigste; gute
Musik setze sich ohnehin von selbst und ohne Quote durch.
Deutschland ist für eine globale Musikindustrie im wesentlichen
Markt; d.h. das Land hier hat zu konsumieren; die (deutsche)
Musikindustrie ist genau darauf ausgerichtet.
So ist es für die weltweite Musikindustrie betriebswirtschaftlich
einfach am sinnvollsten, möglichst breit und weitgehend unabhängig
von der Nationalität der Kundschaft produzieren zu können. Es lohnt
sich aus der Perspektive USA einfach nicht, spezielle Musik für
Deutschland produzieren.
Am einfachsten scheint sich eine Musik zu verkaufen, die eigentlich
dafür optimiert ist, in Diskotheken mit viel Bassdruck vorgespielt zu
werden, damit man sich halbwegs befriedigend nonverbal anzubaggern,
oder sich einfach nur in Trance tanzen kann. Das ist ja auch in
Ordnung. (Warum sich aber jemand sowas den ganzen Tag im Büro aus
einem 500ml Brüllwürfel anhört, ist mir dann aber doch schleierhaft.)
Diese Musik ist _natürlich_ verschrien, weil sie nervt, wenn sie zur
Unzeit gespielt wird. Es ist aber keineswegs von vornherein schlechte
Musik; sie verlangt nur relativ wenig Anstrengung des Konsumenten,
entwertet den Status des "besseren" Musikhörers und ist vorrangig die
Musik von armen Leuten.
Abgesehen davon funktionieren andere Sparten/Bereiche des
"Musikgeschäftes" eben wirtschaftlich unterschiedlich, weil der
Aufwand zur Aufführung von Musik sowie die notwendigen und die
vorhandene Anzahl der Interessenten/Zuhörer eben wichtig ist.
Klassische Musik ist in der Aufführung extrem teuer und i.m.h.o.
zumindest in Deutschland nicht wirklich "vom Markt" zu tragen. (Wer
Gegenteiliges behauptet, möchte sich doch bitte mal mindestens vier
Stunden des Programms von Klassikradio anhören und sage dann, was
klassische Musik ist.)
Das bedingt, dass sie in hohem Maße subventioniert werden muss, und,
wenn man an der internationale Entwicklung teilhaben will, dass es
dann (zumindest in der Fläche) schwierig ist, einen
Versorgungsauftrag zu dienen, wie er in der damaligen DDR üblich war.
Beides bedingt eben auch ein elitäres Publikum, dass sich diese
Subventionen auch nehmen kann. Von einer Quote für klassische Musik
hört man deswegen wohl seltener.
Blues oder Teile der "besseren Rockmusik" tragen sich schon stärker
selber, sind aber auf Verbreitung über staatliche Medien
(Spezialsendungen) angewiesen. Im wesentlichen gibt es hier (wenn man
"die Fläche" mitrechnet) ansonsten wenig Möglichkeiten, die
Entwicklung dieser Musik zu verfolgen oder zu bewerben.
Das heisst, dass bestimmte Arten von Musik (wenn es denn um Musik
geht) verschiedene Nischen _brauchen_. Die Konzentration auf den
"Markt" führt eben nicht dazu, dass sich die Kundschaft in ihrem
Bereich für das Beste entscheiden kann, sondern dass es nur noch
einen Mainstream gibt, der so dumm sein muß, dass kein Mensch das
Bedürfnis verspürt, etwas anderes zu hören oder wenigstens zu kennen.
Am extremsten ist das im Radio, wo die Gleichschaltung schon ganze
Genres einfach ausblendet.
Daran wird eine Deutsch- oder deutsche-Industrie-Quote nichts ändern
können, es sei den, mit Pop Made in Germany wäre irgendeine Qualität
oder ein Gebrauchswert verbunden, den ausländische Produktionen nicht
bieten können. [1] Und Dummheit ist kein Merkmal der
"ausländischen" Musik. (Das kalte Gruseln in Mediamärkten kriege ich
nicht, wenn da irgendsowas wie Britney Spears läuft, sondern
(neulich) sowas wie Yvonne Catterfield.)
Also, ich find die Lösung in Frankreich durchaus nicht so
beängstigend, wie Herr Bröckers hier ausführt.
Ich glaube nur nicht, dass das, was als Ziel der Quote vorgegeben
wird, jetzt in Deutschland überhaupt noch erreichbar ist. Dazu sind
die öffentlich rechtlichen Sender, die die Quote ja auch halbwegs
intelligent füllen müßten, i.m.h.o nicht mehr in der Lage.
[1] Das ist jetzt nicht so lächerlich gemeint, wie es vielleicht
rüberkommt. Wenn es etabliert ist, deutsch zu singen, dann könnte man
ja doch versuchen, sich mit dem zu beschäftigen, was sich hier in
diesem Land abspielt. Solche Leute wie BAP haben das vielleicht von
20 Jahren versucht zu tun oder so getan, als ob sie es tun.
in wieviel Prozent der in Medien gespielten Musik deutsch gesungen
wird, sondern auch darum, woher der "Künstler"/die Produktionsfirma
etc. kommt.
Insofern kann ich das Phantasieren über Schwarzbraun ist das
Mutantenstadl nicht so ganz nachvollziehen.
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An einige wirtschaftliche Hintergründe der Deutschquote erinnert
z.B.: ein Text in der heutigen Jungen Welt:
http://www.jungewelt.de/2004/09-29/022.php
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Weiterhin taucht hier oft das Argument auf, die Quote würde das
Funktionieren des Marktes stören, und der wäre das wichtigste; gute
Musik setze sich ohnehin von selbst und ohne Quote durch.
Deutschland ist für eine globale Musikindustrie im wesentlichen
Markt; d.h. das Land hier hat zu konsumieren; die (deutsche)
Musikindustrie ist genau darauf ausgerichtet.
So ist es für die weltweite Musikindustrie betriebswirtschaftlich
einfach am sinnvollsten, möglichst breit und weitgehend unabhängig
von der Nationalität der Kundschaft produzieren zu können. Es lohnt
sich aus der Perspektive USA einfach nicht, spezielle Musik für
Deutschland produzieren.
Am einfachsten scheint sich eine Musik zu verkaufen, die eigentlich
dafür optimiert ist, in Diskotheken mit viel Bassdruck vorgespielt zu
werden, damit man sich halbwegs befriedigend nonverbal anzubaggern,
oder sich einfach nur in Trance tanzen kann. Das ist ja auch in
Ordnung. (Warum sich aber jemand sowas den ganzen Tag im Büro aus
einem 500ml Brüllwürfel anhört, ist mir dann aber doch schleierhaft.)
Diese Musik ist _natürlich_ verschrien, weil sie nervt, wenn sie zur
Unzeit gespielt wird. Es ist aber keineswegs von vornherein schlechte
Musik; sie verlangt nur relativ wenig Anstrengung des Konsumenten,
entwertet den Status des "besseren" Musikhörers und ist vorrangig die
Musik von armen Leuten.
Abgesehen davon funktionieren andere Sparten/Bereiche des
"Musikgeschäftes" eben wirtschaftlich unterschiedlich, weil der
Aufwand zur Aufführung von Musik sowie die notwendigen und die
vorhandene Anzahl der Interessenten/Zuhörer eben wichtig ist.
Klassische Musik ist in der Aufführung extrem teuer und i.m.h.o.
zumindest in Deutschland nicht wirklich "vom Markt" zu tragen. (Wer
Gegenteiliges behauptet, möchte sich doch bitte mal mindestens vier
Stunden des Programms von Klassikradio anhören und sage dann, was
klassische Musik ist.)
Das bedingt, dass sie in hohem Maße subventioniert werden muss, und,
wenn man an der internationale Entwicklung teilhaben will, dass es
dann (zumindest in der Fläche) schwierig ist, einen
Versorgungsauftrag zu dienen, wie er in der damaligen DDR üblich war.
Beides bedingt eben auch ein elitäres Publikum, dass sich diese
Subventionen auch nehmen kann. Von einer Quote für klassische Musik
hört man deswegen wohl seltener.
Blues oder Teile der "besseren Rockmusik" tragen sich schon stärker
selber, sind aber auf Verbreitung über staatliche Medien
(Spezialsendungen) angewiesen. Im wesentlichen gibt es hier (wenn man
"die Fläche" mitrechnet) ansonsten wenig Möglichkeiten, die
Entwicklung dieser Musik zu verfolgen oder zu bewerben.
Das heisst, dass bestimmte Arten von Musik (wenn es denn um Musik
geht) verschiedene Nischen _brauchen_. Die Konzentration auf den
"Markt" führt eben nicht dazu, dass sich die Kundschaft in ihrem
Bereich für das Beste entscheiden kann, sondern dass es nur noch
einen Mainstream gibt, der so dumm sein muß, dass kein Mensch das
Bedürfnis verspürt, etwas anderes zu hören oder wenigstens zu kennen.
Am extremsten ist das im Radio, wo die Gleichschaltung schon ganze
Genres einfach ausblendet.
Daran wird eine Deutsch- oder deutsche-Industrie-Quote nichts ändern
können, es sei den, mit Pop Made in Germany wäre irgendeine Qualität
oder ein Gebrauchswert verbunden, den ausländische Produktionen nicht
bieten können. [1] Und Dummheit ist kein Merkmal der
"ausländischen" Musik. (Das kalte Gruseln in Mediamärkten kriege ich
nicht, wenn da irgendsowas wie Britney Spears läuft, sondern
(neulich) sowas wie Yvonne Catterfield.)
Also, ich find die Lösung in Frankreich durchaus nicht so
beängstigend, wie Herr Bröckers hier ausführt.
Ich glaube nur nicht, dass das, was als Ziel der Quote vorgegeben
wird, jetzt in Deutschland überhaupt noch erreichbar ist. Dazu sind
die öffentlich rechtlichen Sender, die die Quote ja auch halbwegs
intelligent füllen müßten, i.m.h.o nicht mehr in der Lage.
[1] Das ist jetzt nicht so lächerlich gemeint, wie es vielleicht
rüberkommt. Wenn es etabliert ist, deutsch zu singen, dann könnte man
ja doch versuchen, sich mit dem zu beschäftigen, was sich hier in
diesem Land abspielt. Solche Leute wie BAP haben das vielleicht von
20 Jahren versucht zu tun oder so getan, als ob sie es tun.