Der Kapitalismus hat in seiner Geschichte hunderte Millionen Menschenleben gekostet. Und der Preis seiner Perfektion liegt auch heute noch auf mittlerer zweistelliger Millonenhöhe an jährlichen Toten.
Dennoch hat er offensichtlich kein Legitimationsproblem, jedenfalls keines das auch nur annähernd an das des "Kommunismus" heranreicht.
Seine Fehler sind entweder gottgegeben, sie liegen in der Natur des Menschen oder sie sind moralisch auf Individuen (Hitler) oder Minderheitengruppen (Juden) adressierbar.
Beim Kommunismus ist es immer das System was versagt und sich den jeweils größten, dumpfesten und (im Bildungsbürgertum beliebt) dümmsten Schlächter für sein Scheitern sucht.
Marx Philosophie war immer auf das Handeln ausgerichtet. Handlung benötigt einen Akteur und das sollte, in einem Prozess der Fremd- uns Selbstformung, die Arbeiterklasse sein. Vielleicht war das zu optimistisch gedacht. Der "Kapitalismus" verfügte offenbar über genügend Potenz, sich eine Arbeiterklasse nach seinem Ebenbilde zu formen.
Nachdem es also nicht gelang aus einer "Klasse an sich eine Klasse für sich" zu machen, entwickeln sich Proletariat und Subproletariat nun wieder ganz naturwüchsig. Das Gerechtigkeitsdefizit der Gesellschaft wird von Salafisten und neurechten Bewegungen mit bezug auf Gott oder den heroischen Kampf ums Existenzrecht zünftig barbarisiert.
Alles Gute zum Geburtstag Kapitalismus! Wir haben also doch den gemeinsamen Untergang beider Klassen gewählt.