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  • morgen Stern

988 Beiträge seit 03.10.2015

Re: Schwurbel

Tsu Tang schrieb am 05.03.2021 20:21:

Hi,

"Eine Beziehung zwischen Menschen wird durch Gegenstände (Arbeitsprodukte) vermittelt"

Eine Beziehung ist immateriell und wird nicht durch Gegenstände (warum nicht durch Dienstleistungen?) "vermittelt". Sie besteht einfach.

Du gehst in den Laden, nimmst ein Ding, gibst dafür ein anderes Ding, in der Regel Geld in Scheinen oder Münzen oder mit Karte. Deine Beziehung zu den Verkaufenden ist dann über die Dinge vermittelt, ansonsten interessieren dich die Verkaufenden so als Menschen in der Regel null, lieber schnell wieder raus aus dem Laden.

Beziehungen bestehen nicht einfach, sondern entwickeln sich - und das z. B. auch vermittelt über Dinge. Banaler vielleicht noch: Das eine Kind zeigt dem anderen Kind sein neues Spielzeug, das Spielzeug lässt sich dann als vermittelndes Ding in der sich entfaltenden Beziehung beider Kinder betrachten.

Zu Marx' Zeit waren Dienstleistungen nicht so wichtig wie heute. Zudem kommt mit Brecht erst das Fressen, dann die Moral. Auf dem Boden der Ökonomie existieren immer elementare Bedürfnisse, die nur mit Dingen zu befriedigen sind. Dienstleistungen würden bei Marx eher in eine entfaltete Kategorie der Lohnarbeit fallen. Kannst du auch nur eine Dienstleistung nennen, die vollkommen ohne Dinge auskommt? Selbst Prostituierte hübschen sich mit Klamotten und Make-Up auf. Dienstleistungen bleiben an Dinge gebunden, insofern ist es systematisch kein Problem, dass Marx sich für Dienstleistungen kaum interessiert.


Seit wann kann man Gegenständlichkeit nicht wahrnehmen?

Seit es abstrakte Gegenständlichkeiten gibt. Justita, das Recht, wäre dafür ein plastisches Beispiel: Lässt sich nicht anfassen, riechen oder schmecken, knüppelt dich aber im Zweifelsfall in Gestalt eines Polizisten auf den Boden.

Nein, jede Produktionsweise in einer Gesellschaft funktioniert über den (freiwilligen) Austausch von Gütern.
Und so der ganze Text. Leute das Pferd ist tot. Hört endlich auf, es besteigen zu wollen.

Planwirtschaften haben zwar Austauschbeziehungen nicht gänzlich beseitigt, aber weitgehend durch bewusste Planung zu vermeiden versucht. Großkonzerne funktionieren intern genauso, da wird nicht ausgetauscht, sonern korporativ gearbeitet. Sklavenhaltergesellschaften haben auf Freiwilligkeit genauso verzichtet wie auf die Vorstellung, dass die Sklaven im Gegenzug für ihre Leistungen irgendetwas verdient hätten ...

Das Pferd ist erst tot, wenn's keinen Kapitalismus mehr gibt, vorher leider nicht.

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